Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Freitag, 25. Mai 2012

Was ich mir wünsche: Mehr Herrschaftskritik

Vor über einem Jahr habe ich hier einen Artikel mit dem Namen "Vegan. Und sonst so?" geschrieben. Es ging mir darum, dass man sich "nur" weil man vegan lebt, nicht auf die Schulter klopfen sollte, in dem Gedanken, man hätte die Welt gerettet. Stichwort Kinderarbeit. Stichwort Massenkonsum. Rückblickend fällt mir, auf, dass etwas entscheidendes gefehlt hat: eine Auseinandersetzung zu weiteren herrschaftskritischen Themen. Sowohl ganz allgemein, aber eben ganz besondern innerhalb der veganen Subkultur. Und ja, ich meine (Hetero-)Sexismus, Rassismus und andere Formen der Unterdrückung, zum Beispiel Fatshaming, um auf das eigentliche Thema des Blogposts zu kommen. (Lest dazu bitte die Artikel von Saskia: Fat shaming doesn't help animals und den von Seitansbraten: Fat shaming, gesundheit und warum vegan?)
Ich weiß auch, dass ich mich bei einigen Leuten unbeliebt mache, wenn ich wie hier über peta schreibe, oder wie hier über Alltagsrassismus (diesen Artikel würde ich heute übrigens auch nicht mehr genau so schreiben), aber ehrlich gesagt ist mir das mittlerweile echt egal. Ich habe nicht vor die vegane Szene zu spalten, sie zu zerstören oder was weiß ich, was man mir schon vorgeworfen hat. Ich verstehe lediglich nicht, wie Menschen, die in einen Thema so kritisch sind (oder sich zumindest so geben), so viel hinterfragen, so viel Empathie zeigen und sich letztlich durch den Veganismus ja durchaus auch einschränken, jedoch in anderen Bereichen so platt argumentieren, wie "wir" es so manchem militanten Fleichesser vorwerfen.
Ich wünsche mir sehr, dass sich ein Bewusstsein entwickelt für Unterdrückungsmechanismen aller Art, ich möchte, das neben Tieren auch Menschen respektiert werden, die nicht der Norm entsprechen. Ich will keine Hierarchien und kein Macho-Chauvi-Getue mehr sehen. Ich möchte stattdessen, dass Menschen sich öffnen, zurücknehmen, zuhören, nachdenken.

Vorgestern hatte ich eine Diskussion auf Facebook mit einem Menschen, den ich nicht mal kenne. Solche Diskussionen sind meistens unglaublich unsinnig und es passiert mir selten, dass ich mich darauf einlasse, bzw. mich einmische. Eigentlich ist es mir zu doof, zu anstrengend und zu ineffizient. Aber manchmal denke ich mir, dass gar nichts sagen eine Zustimmung ist. Es tauchte also bei Facebook ein Foto auf, welches ich hier jetzt nicht darstellen möchte, es lässt sich ganz einfach erklären. Beschreibung wie folgt: Ein Haufen Fast Food = dicke Frau | Ein Haufen Gemüse = dünne Frau. Überschrift: Einfache Rechnung. Also - Denk dran*! *Gilt auch für Männer ;-) Das hat mich entsprechend wütend gemacht und ich dachte, ein kleiner Hinweis darauf, wie diskriminierend das Bild ist, könnte nicht schaden. Bezeichnenderweise hat der Mensch, der das Bild veröffentlich hat, nicht mal verstanden worauf ich hinaus wollte. Er dachte, ich fände es diskriminierend gegenüber Frauen (als könnte ich nicht lesen oder als hätte ich das Bild nicht mal verstanden). Desweiteren wurde mir vorgeworfen, ich hätte keine Argumente, würde Stammtischparolen raushauen und sollte es doch selbst besser machen. Die Krönung war dann, dass er sagte, ich würde beleidigt reagieren, weil das bei mir wohl ein empfindliches Thema wäre. Menschen sind also nicht dazu in der Lage, sich für Andere einzusetzen oder Diskriminierung zu kritisieren, von denen sie selbst nich betroffen sind. Das Problem wurde als mein individuelles abgetan, nicht als strukturelles, nicht als Herrschaftsproblem - und ist so für ihn uninteressant und irrelevant. Eine beliebte Methode Diskriminierungsvorwürfe von sich zu weisen und der Meckertante die Schuld in die Schuhe zuzuschieben. "Wo kommen wir denn da hin, wenn wir jetzt auf jede Mimose Rücksicht nehmen müssen?!"

Der Mann hat mindestens ein mal in der "Diskussion" gesagt, er würde zu dem Bild stehen und ich würde nur herumnölen. Ich wollte euch die Diskussion gerne zeigen, heute ist das Bild und die dazugehörige Diskussion aber schon gelöscht. Das macht es natürlich nicht ungeschehen und ich bin ja auch nicht doof, ich habe während der Diskussion alles hübsch auf Bildschirmfotos festgehalten, also lest selbst:




Ich habe aus Gründen der Leserlichkeit und weil es meiner Meinung nach keinen inhaltlichen Mehrwert gab, alle anderen Kommentare zu dem Bild entfernt.


Ich bitte euch übrigens davon abszusehen in den Kommentaren über gesunde Ernährung zu diskutieren. Ich denke, wir wissen alle im groben, was gesunde und was ungesunde Ernährung ist, dass Veganer auch ein "Recht" auf ungesunde Ernährung haben, genau so, wie jeder andere Mensch auch. Aber was ich in der Diskussion noch deutlicher hätte machen sollen: Wir sollten uns langsam aber sicher von der falschen Annahme schlank = gesund | dick = ungesund verabschieden und aufhören, Menschenzu beschuldigen, weil sie nicht in unser (Schönheits)-Ideal passen.