Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Freitag, 30. Dezember 2011

Weihnachtsfutterpost

Ich muss sagen, ich bin so richtig zufrieden mit unseren Weihnachtsessen. Wir haben am 24.12. mit unserer Mutter und ihrem Freund zusammen Racelette gemacht und das hat super geklappt. Nur unser Hefeschmelz ist nicht so hübsch geworden, der hatte wohl äh, zu viel Fett. Es gab verschiedene Kartoffelsorten, Paprika, Champignons, kleine Tomaten, Kohlrabi, Mörchen, Auberginen und Zucchini, den besagten Hefeschmelt, ein Arrabiata Pesto, eine Cashew-Curry Cocktailsauce, dazu Falafel aus Holland und Glücksterne aus dem Bioladen. Unsere Mutter und ihr Freund hatten dazu etwas Fleisch und Käse, haben aber alle unsere Sachen probiert und fanden alles lecker. Sogar den restlichen Hefeschmelz haben die beiden aufgehoben, um am nächsten Tag ein Essen damit zu machen. Auch die Sterne und Falafel kamen gut an. Als Dessert wollten wir eigentlich einen Beeren-Kokosmilch Pudding mit Zimtschneckenbröseln machen, aber es hat einfach nichts mehr reingepasst.
Wir haben übrigens das Racelette mit einem Stück Alufolie separiert, das hat gut funktioniert. Allerdings habe ich auch schon mit kleineren Raclette-Geräten gearbeitet und ob das da auch so gut geht, weiß ich nicht. Und noch ein Tipp für die Falafel: so weit es geht in Scheiben schneiden, oder einfach in zwei Hälften. So werden die auf dem Grill richtig schon kross.

























Am 25.12. gab es dann ein Festmahl mit dem größeren Teil der Familie. Meine Schwester und ich haben ab Mittags in der Küche gestanden und Bekki hat am 23. während ich noch arbeiten musste, sogar noch Kuchen und Kekse gebacken. So gab es dann einen Milchreiskuchen mit Mandeln und Granatapfel und der war soooo lecker! Außerdem verschiedene Sorten Kekse, unter anderem Vanillekipferl von Vegan Guerilla, die immer unfassbar gut ankommen.
Abends haben wir dann ein Buffet aufgebaut. Es gab Zwiebelsuppe, Süßkartoffelpommes, frittierte Champignons und Blumenkohl (der Teig ist aus vegan für alle von Björn Moschinski), dazu drei selbstzusammengeschusterte Dips: Tomate, Paprika-Kräuterbutter, Avocado-Cashew und eine Mayo, ebenfalls aus Björns Buch. Der Renner waren die Grünkernburger aus vegan lecker lecker. Die wurden regelrecht verschlungen. Außerdem gab es noch Apfel-Nelken Rotkohl, welchen ich nicht probiert habe, weil ich echt kein Rotkohlfan bin. Abschließend haben wir dann noch den Bratapfel gemacht, der ist einfach fantastisch!
























Was ich schön fand: Es wurde insgesamt nicht über das Essen und die Hintergründe geredet. Dazu habe ich auch einfach wirklich nicht immer Lust, egal, ob die Fragen jetzt ernst gemeint sind, oder nicht. Wir haben einfach den Abend und das Essen genossen. Jeder wusste vorher Bescheid wie es ablaufen wird und hätte Einspruch einlegen können, aber keiner hat es gemacht. Vor dem Nachhausegehen hat sich, wie immer, jeder etwas eingepackt und nach Hause mitgenommen.

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Buchbesprechung: heult doch

Das Buch war für mich ein einziger Widerspruch. Irritierenderweise weiß ich selbst nicht, ob das jetzt positiv oder negativ gemeint ist. Selten habe ich es erlebt, dass ein Buch zum Ende hin immer besser wurde. Wie häufig habe ich während des Lesens kritisch eine Augenbraue hochgezogen, kurz innegahelten um nachzudenken, laut widersprochen, mich gefragt, woher die das jetzt bitte hat, lachend Zustimmung erteilt, mich erleichtert und bestätigt gefühlt. Letzteres trifft vor allem auf den Teil "Traurige Streber" zu, in dem Meredith Haaf erläutert, wie sich ein Streitgespräch mit Freunden und Familie anfühlt. Enttäuschend auf der einen Seite, wenn nahestehende Personen einen so anderen Standpunkt haben und berauschend auf der anderen Seite, beflügelt von einem intellektuellen Austausch (vorausgesetzt, die Diskussion findet unter Umständen statt, die ohne Polemik, Hohn und Überheblichkeit auskommt). An eben dieser Stelle hatte ich das Bedürfnis laut "Verdammte Scheiße, aber JA!" zu rufen. Wie oft habe ich mich, schätzungsweise seitdem ich 13 Jahre alt bin gewundert, warum außer mir bestimmte Dinge sonst niemand beschissen findet. Warum alle mit den Achseln zucken. Wer hat noch nie "Naja, das ist eben so." gehört? Das macht mich wütend. Gleichzeitig hatte/habe ich fortwährend die Hoffnung, dass alle Beteiligten durch das Gespräch vielleicht doch etwas nachdenklich geworden sind und etwas voneinandergelernt haben.
Zustimmung gebe ich auch für mehr Ablehung. An Hand des Facebook-"I like"-Buttons erläutert Meredith Haaf, was sie an dieser kritiklosen Haltung stört, die sich überall breit macht. Im Endeffekt ist es das gleiche wie oben: "Warum sagt keiner was und wieso soll man sich alles gefallen lassen?!" Aus Flexibilität wird Angepasstheit und Duckmäusertum. Wieso? Weil man es sich nicht (mehr) anders erlauben kann.
Außerdem kommen Veganer und Vegetarier ganz gut weg. Ich weiß nicht, ob sie sich selbst dazu zählt, wäre natürlich umso toller. Aber immerhin schreibt sie zum Beispiel, dass es in unserer Generation keine große Gegenkultur gibt, außer vielleicht in der queeren, veganen oder linksautonomen Szene. Nur seien die eben nicht besonders groß, beziehungsweise präsent.

Was mich stört an diesem Buch ist die Zielgruppe. Wer ist das überhaupt? Wer ist diese "meine Generation"? Am Anfang geht Haaf kurz darauf ein, wobei die Betonung hier auf kurz liegt und mich mehr irritiert hat als dass sie mir ein Grundverständnis vermittelt hätte. Ihre Generation sind die Leute, welche heute zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. So grob. In den Achtzigern geboren. Wahlweise auch mit Attributen spezifizierbar. Generation Praktikum, Porno, Konsum, Online. Bei genauerem Lesen entpuppt sich das jedoch als ein viel zu weiter Begriff. Sie selbst benutzt wörtlich Begriffe wie "priviligiertes Bildungsbürgertum" und damit ist die thematisierte Gruppe wohl treffender beschrieben. Genauer gesagt mit "ambitionierte studierende Mitzwanziger Nachkommen des priviligierten Bildungsbürgertums". 
Ich kenne ehrlich gesagt Menschen, die viele der angesprochenen Themen tatsächlich für Luxusprobleme halten, weil sie wirklich noch Existenzängste haben, anstatt sich irgendwie unsicher zu fühlen. Oder, sie den ganzen "Quatsch", über den hier gesprochen wird nicht ein mal annähernd wahrnehmen, weil es schlicht kein Teil ihres Lebens ist. Ich habe viel Kontakt mit Menschen dieser Generation, die mit Uni und all dem Kram so rein gar nichts zu tun haben und deren Probleme auch völlig andere sind. Sind die jetzt auch mitgemeint oder nicht?
Was ich damit sagen will ist, dass die Nachkommen des priviligierten Bildungsbürgertums, die angepassten Streber, die Studenten, die alles für ihre Vita tun, statt ihrem Interesse zu folgen, meiner Meinung nach ein sehr kleiner Teil unserer Bevölkerung ist. Ich selbst entspreche noch so gerade eben dem, was sie als ihre Generation bezeichnet, ich selbst bewege mich zum Teil auch in studentischen Kreisen und auch dort finde ich ihre Beschreibungen auf längt nicht alle zutreffend. 
Streckenweise empfinde ich die Kapitel eher als aneinanderreihung von Thesen, die ich gerne belegt/bewiesen/bebildert hätte. So habe ich mir stattdessen häufig gedacht "Nö, das seh ich nicht so und wie kommt die eigentlich darauf?!" Wieso zum Beispiel behauptet sie, dass "kein Mensch heute Teil einer Jugendbewegung sein möchte"? Sicher trifft das auf viele zu, ich kenne jedoch haufenweise Menschen und zwar ganz besonders junge Menschen, die sich selbstverständlich als Teil einer Jugendbewegung verstehen.

Und trotz allem: Ihre Analysen über Kommunikation, Geschlechtergleicheit, Generationenprobleme usw. bleiben meist spannend und stellenweise lustig, wenngleich nicht so bissig, wie der Titel vermuten lässt, aber immerhin sind sie mit anschaulichen Anekdoten gespickt. Pointiert beschreibt sie auch die "großen" Probleme unsere Zeit und was sie mit dieser bestimmtem Generation zu tun haben. Grundsätzlich fühle ich mich recht gut verstanden und teile viele Unsicherheiten dieser Generation. Bin ich eigentlich gut in dem was ich tue? Und wer hat überhaupt das Recht und die Kompetenz das zu beurteilen und welchen Maßstäbe werden angelegt? Bin ich eigentlich faul oder sind meine Möglichkeiten einfach nur beschissen? Vermutlich bin ich eh selbst Schuld, weil ich so perspektivlose Fächer gewählt habe. Ein Königsweg und beruhigende Antworten sind selbstverständlich zu viel verlangt. Wäre ja auch zu einfach.
Zwischendurch frage ich mich allerdings, wen oder was sie denn nun genau anprangert: das "System", welches uns zu dem macht, was sie beschreibt, oder uns Hänger, die dieses Spiel aus Feigheit und Faulheit mitspielen? Wohl eher beides.
Auch wenn ich nicht immer zustimme, so bewegen diese Analysen dennoch etwas in mir. Da fühle ich mich fast ertappt, könnte das die heimliche Intention der Autorin sein? Ist heult doch vielleicht doch ein Appell und keine Zustandsbeschreibung?



Übrigens, Haaf hat auch vor einiger Zeit einen Artikel über den Vegetariergipfel in Berlin, mit Jonathan Safran Foer und Karen Duve geschrieben: Klick.


Meredith Haaf
heult doch
Über eine Generation und ihre Luxusprobleme
8,95 €
Piper Verlag

klick

Samstag, 17. Dezember 2011

Weg mit der Pille #1: Wieso, weshalb, warum?

Ich habe länger überlegt, ob ich das hier machen soll, weil es glaube ich nicht möglich ist, offen über dieses Thema zu schreiben, ohne Persönliches von sich preiszugeben. Aber das Thema liegt mir am Herzen und ich glaube, dass es auch die ein oder Andere hier interessieren könnte.

Ich habe mich also dazu entschlossen die Pille nicht mehr zu nehmen. Die Gründe dafür sind ehrlich gesagt eher diffus, ich habe überhaupt nicht "wissenschaftlich" recherchiert. Es ist einfach so, dass ich keine Hormone mehr nehmen möchte. Ich nehme die Pille jetzt seit über neun Jahren, also seitdem ich 14 bin. Da kam schon mehr als einmal der Gedanke auf, dass vielleicht irgendetwas anders wäre, würde ich die Pille nicht nehmen. Ich bereue auch nicht, dass ich damit angefangen habe. Zu dem Zeitpunkt war ich sehr jung und schmal, mein Zyklus war unfassbar unregelmäßig. Manchmal habe ich einfach gar keine Blutung bekommen, manchmal alle zwei Wochen, manchmal zehn Tage am Stück, dann mal nur zwei. Manchmal war es unfassbar stark, manchmal war fast gar nichts. Manchmal haben mich die Schmerzen fast umgebracht und dann habe wieder gar nichts gespürt. Die Pille hat das alles irgendwie ins Gleichgewicht gebracht und es war wirklich eine Erleichterung für mich, dass mein Zyklus auf ein mal regelmäßig und berechenbar war. Anders als viele von meinen Freundinnen hatte ich absolut keine Probleme oder Nebenwirkungen. Vom ersten Tag an habe ich die Pille gut vertragen, ich habe sie nie gewechselt (außer, als das Patent der Belara auslief, da habe ich auf ein Generikum umgestellt). Ich habe nicht zugenommen, meine Haut hat positiv reagiert, hatte keine Depressionen, Stimmungsschwankungen usw. Deswegen habe ich die Pille auch nie in Frage gestellt, obwohl um ich herum fast alle Probleme damit hatten.
Seit einigen Jahren zweifle ich aber trotzdem, der Gedanke, so in meinen Körper einzugreifen und das auch noch über einen so langen Zeitraum, das behagt mir einfach nicht. Außerdem war mein Körper, zu dem Zeitpunkt, als ich anfing die Pille zu nehmen auch noch nicht vollentwickelt, so dass ich auch gar nicht sagen konnte, was wirklich "normal" ist. Vor drei Jahren habe ich schon mal einen Versuch unternommen sie abzusetzen. Allerdings war das ziemlich überstürzt und unüberlegt. Damals hatte ich gerade sehr schnell und unabsichtlich 10 kg abgenommen, hatte schlechte Blutwerte und war allgemein in keiner guten Verfassung. Das habe ich keine drei Monate ausgehalten, das Absetzen der Pille hat alles noch mehr durcheinander gebracht. Ich habe sie wieder genommen und alles wurde gut.

Jetzt ist die Situation aber anders - ich fühle mich gesund, bin erwachsen, wenn man das so sagen kann und kenne meinen Körper. Es scheint der richtige Augenblick gekommen zu sein, um es ein zweites Mal zu probieren und meinen Körper endlich sein eigenes Gleichgewicht finden zu lassen. Die letzte Pille habe ich am Freitag letzter Woche genommen und jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht. In der nächsten Zeit möchte ich erst ein mal auf Barrieremethoden zurückgreifen, weil ich meinem Körper Zeit geben möchte, zu reagieren und nicht weiter eingreifen möchte.



Falls ihr an diesem Thema interessiert seid, werde ich euch im nächsten Posting die möglichen Alternativen vorstellen, die für mich in Frage kommen. Außerdem werde ich die ganzen Mittelchen auch alle auf ihr vegan-Potential hin untersuchen, wobei ich aber so ehrlich bin und sage: bei dem Punkt geht mir mein Wohlbefinden und die Sicherheit vor.

Montag, 12. Dezember 2011

Alltagsrassismus

Rassismus ist ja ein schwieriges Thema. Niemand würde von sich behaupten ein Rassist zu sein, genau genommen wird häufg abgestritten, dass es überhaupt (noch) Rassismus in Deutschland gibt. Nun, nach den aktuellen Vofällen, bzw. nach dem bekannt werden der Morde aus den Kreisen der NSU hat sich die Sicht darauf vielleicht etwas verändert. Dennoch gibt es einen immer wiederkehrenden Denkfehler: Rassismus ist nicht das gleiche wie rechte Gewalt.
Wir leben in einem Land, in dem bestimmte Muster, Klischees und Stereotypen immer wieder auftauchen, sie prägen unser Weltbild so stark, dass sie zu Paradigmen werden, wir sie nicht erkennen, enttarnen, verstehen und hinterfragen können. Dinge scheinen normal zu sein, in Ordnung zu sein. Nirgendwo hört oder sieht man Gegenbeispiele. Wir leben in einer Welt, in der Rassismus immer noch so normal ist, dass er schlicht nicht auffällt.
Gestern habe ich mich noch mit ein paar Freunden darüber unterhalten und heute habe ich in der Bahn ein handfestes Beispiel dafür geliefert bekommen, wie wenig uns Rassismus auffällt. Ich schreibe hier einfach mal ein paar Beispiele nieder, die Freund_innen von mir oder ich selbst als außenstehende Person erlebt haben und die betreffenden Personen manchmal gar nicht realisiert haben, was sie da gerade tatsächlich sagen. Einige Beispiele wirken viellleicht nicht so dramatisch, oder sogar überhaupt nicht rassistisch, andere sind sehr eindeutig. Ich beginne mit dem Beispiel aus der Bahn von heute:

  • Ein Mann streitet sich mit einer Frau darüber, dass sie und ihre Kinder nicht so trödeln sollen, damit  andere Gäste auch noch in die Bahn einsteigen können. Die Diskussion schloss er ab mit den Worten "Sie können froh sein, dass sie nicht in Norwegen leben."
  • Meine Mitbewohnerin sucht mit ihrer Cousine eine Wohnung. Die Cousine spricht gebrochen Deutsch, meine Mitbewohnerin genau so fließend wie ich. Irgendwie bemerkt die Vermieterin das jedoch nicht und fragt P. mehrmals, ob sie verstehe, was sie sagt, erklärt ihr Sprichwörter, redet mit lauter Stimme, langsam und mit falscher Grammatik und findet sich selbst super, weil sie einer Ausländerin gestattet in ihrer Wohnung zu wohnen. P. erwähnt mehrmals, dass sie seit 21 Jahren in Deutschland lebt, Abitur gemacht hat und gerade ihre Bachelorarbeit schreibt. Nichts zu machen.
  • Gesammelte Zitate: "Oh, Sie sprechen aber gut Deutsch?!"; "Wo kommst du denn wirklich her?"; "Du hast ja so tolle Schokohaut!"; "Sing doch mal was, das kannst du doch bestimmt richtig gut?!"; "Bist du eigentlich Bauchtänzerin?"
  • Auf der Arbeit: "Nicht dass Sie denken, wir gehen einfach so, wir haben gerade schon bei Ihrer Kollegin bezahlt, bei der Mulattin meine ich."
  • Meine Mitbewohnerin betreut eine Gruppe unbgleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Zwei von ihnen rauchen. Sie laufen durch die Stadt und auf zwei der Jugendlichen kommen meherere Männer vom Ordnungsamt zu. Erste Frage: "Sprecht ihr Deutsch?" Die Jungs bejahen die Frage, aber die Männer reden im primitiven Deutsch zu ihnen. Essenz: "Wenn ihr hierbleiben wollt, solltet ihr euch vielleicht an unsere Regeln halten." Meine Mitbewohnerin fragt, warum sie ausgerechnet diese Jungs fragen und nicht zumindest ein Beamter die anderen gefühlten 100 rauchenden Jugendlichen kontrolliert. Keine Antwort.
  • Meine Freundin und Arbeitskollegin spaziert mit ihrem Sohn durch die Sadt. Auf den Sohn kommt ein Hund zu gelaufen, er streichelt ihn, bis ein wütender Mann angerannt kommt und sagt "Fass den nicht an, wir mögen keine Negerkinder!"
  • Meine Mitbewohnerin wird im Supermarkt gefragt, was der Unterschied zwischen Blätter- und Yufkateig sei. Sie sagt "Keine Ahnung" und die Frau ist verwundert, "Achso, ich dachte Sie wären Türkin und wissen das?!"
  • Letzte Fußball WM in Südafrika: Eine Kommilitonin läuft mit ihrem Freund über eine Straße, in der in jeder Kneipe Fußball läuft. Beide sind mit Deutschland-Fanartikeln bekleidet. Deutschland liegt allerdings gerade zurück, ein paar Fans sind anscheinend wütend und rufen Dinge wie "Geht doch wieder zurück ihr Affen!" (Nur um das nochmal deutlich zu machen: zu diesem Zeitpunkt befanden sich deutsche Fußballspieler und Fans im Land dieser Affen.)
  • Im Rahmen eines ironischen Streitgesprächs sagt einer meiner Kollegen "Ach komm du Mohr, halt den Mund." Auf massiven Protest hin sagt er schließlich "Jetzt stellt euch doch mal nicht so an, war doch nur ein Spaß!" (Anstatt einfach mal darüber nachzudenken und sich zu entschuldigen.)
  • Ein Blick in die Medien: Warum sind People of Color eigentlich nie einfach so der Arzt? Die Anwältin? Der Freund? Die Nachbarin? Beinahe immer, wenn nicht-weiße Menschen in den Medien auftauchen geht es um Asylprobleme, Ehrenmorde usw. Warm können sie nicht einfach Teil der ganz normalen Bevölkerung sein?
  • Warum werden Möbel noch immer häufig mit den Worten "im romantischen Kolonialstil" oder "exotische Afrika Lady" beworben? Was ist an Genoziden, Unterdrückung und Versklavung  romantisch? Und wieso wird Afrika immer als ein einziger homogener Raum beschrieben? Warum ist alles, was aus diesem Raum kommt immer exotisch und fremd oder schmückende Deko?


Wer Interesse hat, sich in das Thema zu vertiefen, dem empfehle ich Noah Sows Buch "Deutschland Schwarz Weiss" (klick)
Mit durchaus wütender Sprache geht sie auf genau diese und weitere Rassismus-Probleme in Deutschland ein. Ihr Ton ist gewöhnungsbedürftig und zuweilen auch nervig, was an den Aussagen, Zusammenhängen und  Vorwürfen inhaltlich jedoch nicht zu rütteln vermag. Definitiv eine Lektüre, die für den Einstieg in das Thema geignet ist, da sie bei Basiswissen, wie z.B. Begrifflichkeiten ansetzt und alles ausführlich erklärt.
Außerdem empfehle ich das Media-Watch Blob Der Braune Mob.

Weihnachten wird vegan

Am 24. feiern meine Schwester und ich Weihnachten zusammen mit unserer Mutter. Dort wird es Racelette geben, das habe ich hier ja schon geschrieben. Am 25. sind wir dann mit unserem Vater bei unseren Großeltern, außerdem kommt noch die Familie von unserem Onkel. Letzte Woche hat unser Vater uns dann gefragt, ob Bekki und ich an dem Abend für alle kochen würden. Da habe ich mich natürlich total gefreut, kurz darauf war ich aber etwas verunsichert, weil wir das einfach so entschieden haben. Da ich weiß, dass mein Onkel und meine Cousins eher wenig bis gar nicht an diesem Thema interessiert sind oder es irgendwie nicht nachvollziehen können, fand ich es etwas unfair, eine solche Umstellung einfach über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. Also habe ich gestern nachgehakt, ob es in Ordnung ist, wenn wir ausschließlich vegan kochen, oder ob meine Schwester und ich nur für uns etwas machen sollen. Heute Morgen kam die Antwort und nun steht fest: Das Abendessen am 25.12. wird komplett vegan! Juhuuu! 
Ich bin wirklich dankbar, dafür, dass ich so eine tolle Familie habe.

Bekki und ich haben uns folgendes Menu ausgedacht:
  • Zwiebel-Lauch Suppe
  • Grünkernfrikadellen
  • Süßkartoffelpommes
  • gebackene Champignons (à la Björn Moschinksi)
  • drei Dips: Tomate, Guacamole, Mayo (à la Björn Moschinksi)
  • Apfel-Rotkohl
  • Salat und etwas Rohkost
  • Marzipan-Spekuloos Bratäpfel

Nächste Woche wird dann erst mal in der WG Probe gekocht, morgen Abend backe ich mit der Zombiekatze und Frau Springsfield zusammen Kekse und am 18.12. ist auch wieder der wundervolle Brunch im Blänke. Ich bin was das betrifft zur Zeit gerade wirklich zufrieden!

Wie sehen eure Weihnachtspläne bisher aus?

Samstag, 3. Dezember 2011

End Marriage Discrimination

Ich glaube, als ich so ungefähr 12 Jahre alt war, hab eich im Fernsehen ein Bericht gesehen, in dem auf der ganzen Welt Menschen gefragt wurden "Was für ein Bund ist die Ehe für Sie?" Noch bevor die ersten Menschen befragt wurden, war meine intuitive Antwort "Na, eine Verbindung von Menschen, die sich lieben." Umso erstaunter war ich, dass die am häufigsten gegebenene Antwort "Ein Bund zwischen Mann und Frau" war. Ich kannte bis dato kein einziges nicht-hetero Pärchen und hatte mir auch noch niemals Gedanken darüber gemacht, warum man als schwules oder lesbisches Paar heiraten oder nicht heiraten darf. Meine Einstellung dazu hat sich seitdem aber eigentlich kaum geändert, ich verstehe einfach nicht, wieso sie das nicht dürfen sollten. Was spricht dagegen? Unsere Familenwerte werden zerstört? Also bitte! Was ist mit den Menschen, die sich scheiden lassen, sogar mehr als ein mal? Die zerstören auch "Familen Werte" und bringen das "Grundgerüst unserer Gesellschaft, die den Familienzusammenhalt braucht" mindestens genau so ins Wanken. (Achtung, Ironie...) Wollen wir jetzt Scheidungen verbieten oder erschweren, oder vielleicht die Anzahl der Hochzeiten pro Person begrenzen?
Wenn ich das mal plump herleiten darf: Ist nicht das Problem viel eher, das alles, was nicht hetero ist, in unserer Gesellschaft als Abweichung von der Norm betrachtet wird? Mann und Frau ist normal, weil die ja biologisch gesehen Kinder bekommen können. Mann und Mann oder Frau und Frau "entsprechen nicht der Natur". Ich bin entsetzt, dass dieses Denken immer noch vorherscht. Homosexualität hat so viel wie andere "Orientierungen" eine Tradition, die so lang ist, wie die Existenz der Menschheit. Nicht nur das, auch unter Tieren gibt es eine Vielzahl von gleichgeschöechtlichen Sexualakten. Homophobie gibt es jedoch nur in einer Spezies. Bei den Menschen.

Ich bin grundsäztlich kein Fan von der Ehe selbst. Aber ich will ja auch nicht Päpstin werden, nur das Recht darauf will ich haben. Es muss nicht jeder heiraten, aber es soll jeder dürfen. Dadurch, dass man homosexuellen Partnerschaften bis heute von dem Recht "richtiger" Ehen ausschließt, stigmatisiert man sie, schließt sie aus und definiert sie immer noch als abnormal. Die gehören nicht dazu. Das ist nicht richtig so. Die machen mir Angst. Die sollen kein Teil von uns sein. Die hatten doch noch nie richtigen Sex und können das nicht wissen. Das ist bestimmt nur eine Phase.

Eine wunderbare Idee mit gängigen Voruteilen aufzuräumen und zu zeigen, dass Liebe einfach Liebe ist, hatte die autralische NGO GetUp! Dort ist übrigens ein Großteil der Bevölkerung für eine Gleichberechtigung in Fragen der Ehe, während die Premierministerin Julia Gillard der Meinung ist, ein solcher Schritt würde mit den Traditionen der Kultor kollidieren. (Quelle)
Traditionen finde ich ja besonders toll, ein absolutes Totschlagargument. Ich halte es da eher mit Thomas Morus: "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern die Weitergabe der Flamme."



Donnerstag, 1. Dezember 2011

Ich als Praktikantin bei...

Ihr kennt ja bestimmt das wunderbare Kochen ohne Knochen Magazin?! Wenn nicht, kann ich es euch nur wärmstens ans Herz legen, ich freue mich auf jede neue Ausgabe, weil dort viele schöne Infos rund um die Themen Vegetarismus und Veganismus drinstehen, Interviews mit interessanten Menschen, Büchertipps, Rückblicke auf veggie-Ereignisse,  Ernährungstheorien, bzw. Ratschläge für Vegetarier und Veganer und ganz viele tolle andere Sachen. Der Grund warum ich das hier so ausufernd ausführe ist, dass ich ab diesem Monat ein mal pro Woche ein bisschen in der Redaktion von Kochen ohne Knochen aushelfen werde und freue mich wie ein kleines Kind darüber :) Für mich ist das eine tolle Gelegenheit mal die Redaktion einer Zeitschrift von innen kennenzulernen und dann auch noch mit Themen arbeiten zu können, die mich interessieren. Ich bin wirklich gespannt darauf, was ich inhaltlich und methodisch in den kommenden Wochen/Monaten lernen werde! Zu verdanken habe ich das übrigens der lieben Frau Holle, die mir den Kontakt vermittelt hat.

Außerdem bewerbe ich mich gerade für einen anderen Nebenjob, weil ich einfach keine Lust mehr auf Kellnern habe. Die langen Schichten, nachts arbeiten, Fleisch en masse verkaufen, immer anstrengender werdende Gäste bedienen und dabei höflich bleiben... Irgendwie hab ich das Gefühl, die Zeit ist jetzt mal vorbei und ich muss Praxiserfahrung sammeln in einem Arbeitsfeld, in dem ich mir vorstellen kann auch nach dem Studium tätig zu sein. Ich werde zwar vermutlich finanzielle Abstriche machen müssen, aber das ist es für mich gerade wirklich wert.

So, das war eindeutig genug Persönliches in den letzten Tagen, demnächst geht es hier wieder etwas ernsthafter zur Sachen :)