Wäre ja auch zu schön, wenn ich mal nicht genervt wäre. In letzter Zeit ist mir mal wieder etwas aufgefallen, was mir gehörig auf meine 100Milliarden Eier geht. Werbeanfragen. Total nett und gut gemeint. "Wir schicken ihnen XYZ, dazu ein paar Fotos und die offizielle [wuhuhuuuuuu!] Pressemitteilung. Gerne können Sie das zu redaktionellen Zwecken auf Ihrem Blog verwenden." Wisst ihr was? Nö! Will ich nicht, geht mir weg damit.
Ja, ich schreibe manchmal über Sachen, die ich echt toll finde. Zum Beispiel über Schokolade von moofree. Die ist aber auch geil! Und die hab ich selbst gekauft und ich kann schreiben was/wie viel/ob ich will oder nicht. Wenn ich was richtig scheiße finde, sag ich das auch, oder auch nicht, je nachdem wie viel Lust ich gerade dazu habe.
Versteht mich nicht falsch - ich finde es toll, unsere noch kleine Community zu unterstützen, kleine Labels zu bewerben und so weiter. Die haben das verdient, der Markt ist hart. Aber dass mich bereits etablierte Firmen, die teilweise horrende Preise für Produkte verlangen, die sich kaum eine/einer von uns hier leisten könnte (und auch unabhängig davon einfach lächerlich hoch sind), oder Firmen, deren Produkte doch eh schon in jedem beknackten (sorry) Biomarkt zu kaufen sind, um Werbung bitten und die Frechheit haben, das nicht mal so zu nennen, sondern so tun, als täten sie mir damit einen Gefallen (!!!!!!!), das ist pervers.
Ein paar weitere Punkte habe ich in einer Antwortmail verfasst, die ich heute abschickte. Grund war die Anfrage eines Unternehmens auf kostenlose Werbung, die so fomuliert war, als sei das für mich ne wahnsinnig geile Angelegenheit.
Sehr geehrte Frau XXX,
vielleicht haben Sie sich ja meinen Blog angesehen, bevor Sie mir diese Mail schickten. Dann hätten Sie vermutlich bemerkt, dass ich Werbung nur sehr (!) spärlich einsetze. Vielleicht haben Sie den Blog aber auch nicht angeschaut, dann ist Ihnen das natürlich auch nicht aufgefallen. In beiden Fällen finde ich es doch sehr befremdlich, wenn Sie mich als potentielle Werbepartnerin anschreiben und bin sehr erstaunt über Ihre Marketingstrategie.
Mein Blog ist keine Werbeveranstaltung. Bloggen ist meine Freizeitbeschäftigung, dennoch ist es Arbeit. Ich könnte in der Zeit ganz viele andere produktive Sachen machen. Zum Beispiel Geld verdienen, meine Hausarbeiten zuende schreiben, die Wäsche waschen oder Häuser besetzen. Ich blogge, weil ich finde, dass ich etwas zu sagen habe und den Austausch mag - den gegenseitigen, nicht den einseitigen. Ich will keinen Fame und keine Fans, ich will auch kein Geld und keine Freiexemplare. Ich will meine Unabhängigkeit behalten. Und meine kritischen LeserInnen ebenfalls.
Sie können sicher sein, wenn ich ihr Produkt ganz superklassetoll finde, dann würde ich da schon selbst drüber schreiben. Und dazu brauche ich auch keine offiziellen Hochglanzfotos. Ich bin ja nicht ProSieben oder SpiegelOnline. Ich bin eine bloggene Privatperson, politisch engagiert, ich schreibe, worauf ich Bock habe und mache Fotos mit meiner Handykamera.
Selbstverständlich sind Sie auf Werbung angewiesen. Aber dann fragen Sie doch zum Beispiel mal bei Magazinen in diesem speziellen Themensegment nach. Mir ist aufgefallen, dass Sie zum Beispiel nicht in der Kochen ohne Knochen werben. Das ist merkwürdig, denn das ist doch Ihre perfekte Zielgruppe. (Achja, hätten Sie meinen Blog gelesen, hätten Sie auch gesehen, dass ich für dieses Magazin schreibe.) Sicher - das kostet. Aber immerhin müssen die HerausgeberInnen dieses unterstützenswerten Magazins (und viele andere ebenfalls) auch davon leben, ganz genau wie Sie. Ich muss das nicht, ich schenke zum Geldverdienen Kölsch aus.
BloggerInnen vor den eigenen Zaun zu spannen, die Unsicherheit und vielleicht auch den Stolz von großen Firmen für wichtig genug gehalten zu werden auszunutzen, und so kostenfrei an (scheinbar) individualisierte Schmeichelwerbung zu kommen, das finde ich peinlich. Eine Anzeige aufzugeben, auf Messen, Straßenfesten und in den Medien präsent zu sein, das mag anstregend sein, ist aber ehrlich und für alle Beteiligten fair.
Ich bitte Sie also inständig in Zukunft von weiteren Anfragen dieser Art abzusehen. Zumindest was mich betrifft, für andere kann ich natürlich nicht sprechen.
Mit freundlichen GrüßenDaniela GroßePS: Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich diese Mail in anoymer Form auf meinem Blog veröffentlichen werde.
Ich bitte euch, lasst euch nicht von großen Unternehmen instrumentalisieren. Wählt aus, worüber ihr schreibt, wen ihr bewerbt. Was habt ihr, eure LeserInnen und das Unternehmen wirklich davon, wenn ihr einen Müsliriegel, einen Joghurt oder whatever bewerbt, den doch eh schon alle kennen? Schaut, wer hinter der Anfrage steckt, eine etablierte Marke oder ein frisch gestartetes Unternehmen? Ein paar engagierte Leute mit guter Idee? Dann gerne, die dürfen mir auch schreiben. Das befindet sich auf Augenhöhe. Alle anderen: Lasst es lieber, ihr macht euch nur unbeliebt.