Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Dienstag, 13. März 2012

So viele neue Outings

Seit Februar ist es hier ja etwas ruhig auf diesem Blog geworden. Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Zum Einen habe ich tatsächlich einen Job beim WDR bekommen (irgendwann hab ich ja mal geschrieben, dass ich mich da beworden hab, ich weiß gerade nicht mehr wo), was zu einigem Hin und Her, Papierkram, Einarbeitung etc. geführt hat und zum Anderen ist unsere dritte Mitbewohnerin sehr kurzfristig ausgezogen und wir haben einen Großteil der Zeit damit verbracht, eine Neue zu suchen und das ein oder andere Möbelstück zu ersetzen. Zusätzlich zu unserer neuen Mitbewohnerin sind jetzt auch noch meine beste Freundin und ein weiterer Freund, die kurzfristig in Köln unterkommen mussten bei uns eingezogen. 
Hier ist gerade also ziemlich viel los und das hatte den Nebeneffekt, dass ich allen bis dato unbekannten Menschen, denen ich in den letzten Wochen so begegnet bin mitteilen "musste", dass ich Veganerin bin. Puh. Darüber hatte ich vorher auch gar nicht nachgedacht, meine Familie, meine Freunde und Kollegen wussten eigentlich alle bescheid. Ok, es hat nicht jeder gleich gut verstanden, "was das ist", aber immerhin wussten alle zumindest "dass da was ist".
Während unserer Mitbewohnersuche habe ich mich dazu entschlossen, gleich dazu zu sagen, dass ich vegan lebe, hauptsächlich, weil ich wissen wollte, wer wie reagiert. Beim WDR habe ich das auch allen schon bei der ersten Gelegenheit gesagt, weil es mir lieber ist, wenn man um mich herum darüber bescheid weiß, so dass ich nicht in unangenehme Situationen gerate. Und das ist auch gleich das richtige Stichwort, unangenehm finde ich es wirklich. Wenn ich so im Gespäch darauf kam und das gesagt habe, haben die meisten eigentlich auch ganz locker reagiert, weil ich selbst auch versuche, das möglichst unverkrampft einzubringen. Trotzdem sind es natürlich immer die selben Fragen, Gespräche, Argumente. 

"Ach, VEGAAAAAN?! Oh." 
"Mh, ok, aber wieso denn?" 
"Neeee, aber Kühe müssen nur ein mal ein Kalb bekommen, dann geben die ihr ganzes Leben lang Milch." 
"Aber für Eier stirbt ja niemand!"
"Wenn ich dir jetzt Eier von meinen glücklichen Hühnern mitbringen würde - ehrlich, die sterben auch nen natürlichen Tod und haben total viel Auslauf - würdest du die dann auch nicht essen?"
"Daniiiii, was isst du denn da, das ist doch nie im Leben vegan!" 
"Tut mir leid, aus dem Kiosk darfst du jetzt bestimmt nichts essen."
"Stört dich das jetzt, wenn ich am selben Tisch Fleisch esse? - das selbe Messer benutze wie du? - wenn Fleisch und so im Kühlschrank liegen?"
"Ich ess das auch kaum. Also außer Frischkäse, Quark, Joghurt, Fisch und Hühnchen."
"Lass mal sehen!" - "Was isst du denn da?" - "Wie hast du das gemacht und was ist da drin?"
usw. ...

Halleluja. Irgendwie kennen wir das ja alle, aber das war dann wirklich sehr geballt. Das witzigste war aber, als uns unser Besuch aus Spanien eine Freude bereiten wollte und uns ca. fünf spanische Würste mitgebracht hat. Er tat mir leider etwas leid, weil er nicht wusste, dass meien Mitbewohnerin und ich kein Fleisch essen und ich deswegen einfach lachen musste. Zum Glück ist er aber ziemlich locker und isst die Würste jetzt mit allen anderen nichtvegatarischen Menschen, die bei uns so zu Besuch sind. Insgesamt finde ich es aber positiv, dass fast jeder eher neugierig ist und auch gerne mitisst, wenn ich koche.

Für mich ist es definitiv am unangenehmsten, wenn ich Essen ablehnen muss. Bei den Würsten war es noch in Ordnung, aber zum Beispiel hatte an meinem ersten Tag beim WDR jemand seinen letzten Tag und für alle Donouts mitgebracht. Ich hab abgelehnt - habe mir Scherze darüber angehört, dass ich doch keine Diät machen brauche - mich bedankt, aber gesagt, dass ich Veganerin bin und das deswegen einfach nicht möchte. Das war dann schon eine komische Stimmung, hinterher hat man mir auch mehr oder weniger ernsthaft gesagt, dass sei etwas unhöflich gewesen. 

Unhöflich also. Vegan macht unsozial. Daran haben glaube ich viele am meisten zu Knabbern. Schwerer als der "Verzicht" fällt es mir, etwas nicht zu essen, was andere mir anbieten. Manchmal bin ich so kurz davor etwas doch zu essen, weil ich Angst habe, die Person sonst zu verletzen. Am schwersten gefallen ist mir das von Anfang an bei meiner eigenen Oma und auch bei den Großeltern von meinem Freund, aber auch immer dann, wenn ich mal irgendwo zu Gast bin. Einige Menschen verstehen nicht, warum ich das mache, den meisten werfe ich das auch nicht vor, aber es ist dann natürlich entsprechend anstrengend. Andere Menschen betreiben dann so viel Aufwand, dass ich es gleichzeitig rührend und unangenehm finde. Ich möchte einfach gar nicht so gern diese Extrawurst-Person sein, obwohl ich selbst auch kein Problem damit habe, wenn meine Gäste dieses oder jenes nicht essen und würde auch selbstverständlich zumindest eine Alternative anbieten.
So unangenehm mir das auch ist, es ist ein Teil von mir und den möchte ich nicht verraten. Ich habe mich aus freien Stücken dazu entschieden und es war von Anfang an klar, dass es unangenehme Situationen geben wird. Und irgendwann werden sich auch wieder alle neuen Menschen in meinem Umfeld daran gewöhnt haben. Wenn das für die dann auch nichts mehr Exotisches ist, habe ich meinen Normalzustand auch wieder zurück.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Ich kann auch anders! Nett zum Beispiel.

Denn PeTA kann auch anders, wie man sieht. Besonders peta2 macht meiner Meinung nach wirklich (!) gute Sachen. Von denen habe ich glaub ich noch nichts gesehen, was ich scheiße fand. Klar, deren Arbeit es ist sehr zielgruppenorientiert, aber das ist ja nichts schlechtes. Ich habe für peta2 viel mehr Respekt übrig, als für die Mutterorgansisation, die, wie viele hier sicherlich mitbekommen haben, mir mittlerweile nur noch auf den Keks geht. Da bleibt mir nichts anderes übrig als zu fragen, verdammt PeTA, warum macht ihr nicht auch hin und wieder mal sowas? Von mir aus ach mit halbwegs authentischen Promis. Aber angezogen! Dafür ernsthaft, glaubwürdig und mit der ordentlichen Portion Denkanstoß!

Ja, der Spot ist kitschig, aber wirklich schön. Ich mag Nessi, ich mag ihre Stimme, ihre Authenzität und ich mag, dass sie ernsthaft und locker gleichzeitig ist. Das geht vielen verloren, die länger in den Medien präsent sind, ich hoffe, sie bleibt einfach so. Ich mag auch die Einfachheit des Spots und ich mag Bilder von glücklichen Kühen im Morgentau und spielenden Schweinen. Sicherlich wird das niemanden abschrecken, aber das muss ja nicht das einzige Mittel sein, Menschen von etwas zu überzeugen. Die ruhige, melancholische Stimme und die eigentlich als so natürlich und so selbstverständlich anmutenden Bilder können in Menschen sehr viel bewegen, da bin ich mir sicher.

Eine Ode an die Freiheit - da mach ich mit, das find ich gut.


Donnerstag, 16. Februar 2012

An alle, die nicht verstehen, was mich an PeTA stört



Trigger Warnung: Verharmlosung/Verherrlichung von sexualisierter Gewalt.

Das Thema habe ich hier ja bereits häufiger angerissen (u.A. hier) und niemals wirklich zur Genüge erläutert. Das werde ich auch heute mal wieder nicht tun, ich bin nämlich gerade echt nicht dazu in der Stimmung mich dermaßen in Rage zu schreiben. Trotzdem kann ich es nicht ganz lassen und ja, PeTA will genau das, dass wir darüber reden, dass sie ins Gespräch kommen und bleiben, Provokation um jeden Preis. Also nennt mich ruhig Komplizin, denn gar nichts sagen, dass kommt für mich auch nicht in Frage. Ich finde PeTA muss mindestens für diese Kampagne kritisiert werden, da ist es nunmal unumgänglich, dass ich PeTA auch erwähne.
Ich hoffe insgeheim, wer sich das da oben anschaut, dem brauche ich nicht mehr großartig viel erklären. Eigentlich sollte da jedem sein Sojawürstchen im Halse stecken bleiben, aber ich werde trotzdem mal stichpunktartig auflisten, was mich an dem Spot stört.

  1. Die ganze "Vegetarier/Veganer_innen haben besseren Sex"-Nummer halte ich für eine so große und dumme Lüge, dass ich vermute Münchhausen hat sie höchstpersönlich erfunden.
  2. "Sex sells" ist laaaaaaangweilig und unkreativ. Außerdem haben wir hier den sexuellen und erotischen Bereich längst verlassen und bewegen uns viel eher auf dem Terrain der Misshandlung.
  3. Guter/wilder/hemmungsloser/leidenschaftlicher Sex hat gemeinhin erst mal gar nichts mit (von mir aus auch "unkontrollierbarer") Brutalität oder Gewalt zu tun. (Das hier persönliche Vorlieben ausgeschlossen sind, sollte hoffentlich klar sein.) Schon gar nicht insofern, als das ernsthafter gesundheitlicher Schaden durch diesen Sex normal sei. Genau genommen wird das im Spot nicht mal als normal, sondern als äußerst erstrebenswert dargestellt. So, als hätte es der Typ endlich richtig drauf, denn hey, eigentlich wollen wir Frauen doch alle misshandelt werden und alle Männer wollen brutale F*ckhängste sein.
  4. Nein, Gewalt (gegenüber Frauen und sonst irgendwem) ist nicht okay und auch nicht witzig, auch dann nicht, wenn es überspitzt und provozierend gemeint ist. "Stell dich mal nicht so an" ist hier auch kein annähernd ausreichendes Gegenargument, denn es zeigt, dass man nicht verstanden hat, dass durch solche Spots Verharmlosung und Legitimierung von ernsthaften Problemen stattfindet.
  5. Humorlosigkeit lasse ich mir von Männern, die sich mit dem Thema nicht mal ansatzweise auseinandergesetzt haben und somit auch keinen blassen Schimmer haben wie es ist und was es bedeutet, tagtäglich von sexualisierten (und in dem Fall sogar gewaltvollen) Fauen-Bildern konfrontiert zu werden, ebenfalls nicht vorwerfen.
  6. Ja, ich glaube ernsthaft daran dass Männer (egal welcher "Schicht" sie auch zugehörig sein mögen) auch zu Vegetariern oder Veganern werden können, wenn man nicht mit nackten Frauen vor ihnen herumwedelt.
  7. Was sind das bitte für Vegaterier/Veganer_innen, die zu eben solchen werden, weil sie meinen sie würden schöner, attraktiver und sexuell leistungsfähiger sein? Die Wahrscheinlichkeit, dass so jemand langfristig dabei bleibt, emanzipiert und aufgeklärt mit dem Thema umgeht ist wohl eher gering.
  8. Der Typ ist mal wieder der starke Kerl, der sich kaum beherrschen kann, während die Frau in der passiven Opferrolle bleibt und ihrem Peiniger die Gewalt nicht ein mal übel nimmt. Denn der Arme, der kann ja nix dafür und sie will es ja eigentlich selbst.
Und quasi als Zusammenfassung: Wie wollen wir bitte gleiche oder ähnliche Rechte zwischen Menschen und Tieren etablieren, wenn wir es noch nicht ein mal schaffen alle Menschen entsprechend gleich zu behandeln? Wenn wir eine Gruppe befreien und dafür eine andere Gruppe unterdrücken/misshandeln/entmenschlichen/ausbeuten etc., dann haben wir überhaupt gar nichts erreicht.


EDIT: Ihr kennt ja vielleicht das Omnivore Defensive Bingo? So etwas ähnliches gibt es auch für antifeministische Aussagen und ich kann es mir gerade nicht verkneifen, es hier einfach mal zu posten. Schon alleine, weil ich den Karneval durcharbeite und es deswegen nicht schaffe, die Kommentare hier ordentlich zu moderieren. People you will meet in discussions about Sexism in the Internet.

EDIT NR. 2: Weil hier das Unfall-Argument so oft fällt, noch ein Kommentar meinerseits: Das finde ich völlig uninteressant. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um einen Unfall, der Typ tritt im Spot ja nun nicht gerade wie ein brutäler Schlägertyp auf. Aber der springende Punkt ist meiner Meinung nach, dass es so oder so als akzeptabel und irgendwie besonders toll dargestellt wird. Durch das Lächeln und dadurch, dass sie ihm sein Gemüse holt (damit er stark bleibt?!) wird stattdessen impliziert, dass es ihr gefallen hat und der Typ dadurch jetzt ein ganz toller Kerl und das ist das eigentliche Problem. Ich jedenfalls würde das nicht noch ein zweites Mal "riskieren" wollen.