Ich gestatte mir mal so eine Art kitschigen Rückblick. Denn vor ca. einem Jahr entschloss ich mich von nun an vegetarisch zu ernähren. Das hielt ungefähr drei Tage und nach haufenweise Internetrecherche entschloss ich mich irgendwie vegan zu werden. Dabei habe ich genau zwei Herausforderungen auf mich zu kommen sehen: 1. Ich habe absolut keine Ahnung von Lebensmitteln, Kochen usw. 2. Wie erklär ich es den lieben Freunden und der Familie?
Das erste Problem hat sich ziemlich schnell in Luft aufgelöst. Ich betrat einen Bio-Markt mit offenen Augen und tadaaaa, auf ein mal entdeckte ich einen Haufen Lebensmittel, von denen ich vorher kaum gehört hatte. Verschiedene Tofusorten, Obst Gemüse, Getreide.... Ein paar Food-Blogs halfen mir dabei aus diesen Lebensmitteln etwas zu machen - Problem gelöst.
Die zweite Schwierigkeit war eine viel größere Herausforderung - von "Endlich, hat ja lange gedauert" über "Wow, ist ja toll, aber ich könnte das nicht." bis hin zu " ¿¡©ƒ√ºµ~∫©!?" habe ich so ziemlich alles gehört. Wissen tun es mittlerweile alle, einige ignorieren es, ein paar machen Witzchen, andere nehmen Rücksicht und die besten von allen bestärken und unterstützen mich.
Aber ich habe mich gefragt, was sich denn bei mir sonst so getan hat, in dem einen Jahr als (fast)-Veganerin und habe mir dazu mal ein paar Punkte notiert.
Gesundheit
Insgesamt fühle ich mich etwas fitter und wacher. Ich glaube ich brauche weniger Schlaf und als vorher. Das mag aber auch daran liegen, dass ich vorher kaum Obst und Gemüse gegessen habe und jetzt eben umso mehr.
Haut
Ist irgendwie besser geworden. Weniger Unreinheiten, aber das hat wahrscheinlich einen ähnlichen Grund wie oben. Blass bin ich immer noch, also hat das bei mir anscheinend nichts mit der Ernährung zu tun, wie viele immer vermutet hatten.
Gewicht
Pfff, wer hat schon eine Waage? Ok, zugegeben ich habe eine und manchmal benutze ich sie auch. Nicht so oft, aber so viel um sagen zu können, dass ich in der ersten Zeit ca. 1-2 kg abgenommen und als ich neben Gemüse auch vegane Süßigkeiten und Gebäck entdeckt habe, ich die 1-2 kg plus weite 1-2 kg wieder zugenommen habe. Fett und Zucker gibts halt auch in vegan.
Neugier
Ich lese noch viel mehr als vorher. Abgesehen von Tierrechten ist auch mein altes Interesse an Politik wieder aufgetaut, außerdem haben es mir zur Zeit (anti)rassistische, feministische und (anti)sexistische Theorien angetan, wie verschiedene andere soziale Ungleichheiten, außerdem Ökologie usw. Irgendwie habe ich selbst das Gefühl, dass es ein bisschen viel ist und ich mich für ein Thema entscheiden muss, aber es fällt mich unheimlich schwer. Deswegen lese ich mich quer durch diese Themen und hoffe, überall so viel wie möglich mitzunehmen.
Wut vs. Gelassenheit
Die beiden Emotionen wechseln sich phasenweise miteinander ab. Manchmal denke ich mir, dass es bessere ist ignorante Menschen ebenfalls zu ignorieren, und manchmal machen mich solche Menschen, oder eben ein Zeitungsartikel, eine Doku im Fernsehen usw. total wütend. Und dann fällt es mir schwer optimistisch zu bleiben und stürze mich gelegentlich in einen ordentlichen Weltschmerz.
Engagement
Mittlerweile schreibe ich nicht mehr nur mein eigenes Blog, sondern bin noch bei zwei weiteren beteiligt. Gerade bin ich nicht besonders aktiv, da mich Uni und Arbeit ziemlich vereinnahmen, so dass wenig Zeit nebenbei bleibt. Grundsätzlich ist es aber das was ich gerne mache. Zum Einem um der Sache selbst Willen, zum Anderen, weil ich tolles Feedback von Lesern und Freunde erhalte, was mich unheimlich motiviert.
Außerdem suche ich gerade einen neuen Job, der mir nicht mehr so viele Abende in der Woche raubt, denn ich würde gerne auch etwas Engagement in meinem offline-Leben umsetzen und ich fühle mich immer unwohler dabei lächelnd Rumpsteaks und Fischfilet zu servieren.
Ansonsten versuche ich einfach mit meinem Konsumverhalten auch anderen Missständen aus dem Weg zu gehen, das heißt, ich gebe mir Mühe so wenig wie Möglich in Plastik verpacktes oder Produkte aus Palmöl zu kaufen, sowie Schokolade, die nicht aus fairem Handel ist etc.
Lebensgefühl
Da gibt es gar nichts zu sagen, ich fühle mich rund um wohler als vorher. Ich habe zwar immer mal wieder das Gefühl, dass ich nicht genug mache, aber grundsätzlich bin ich rundum zufrieden damit, dass ich endlich irgendwo angefangen habe. Manchmal denke ich, dass ich mit Veganismus genau mein Ding gefunden habe. Aus früherem Unbehagen, weil ich wusste, dass ich absichtlich nichts wusste, hat sich nun die Art Erleichterung und Motivation eingestellt, die kommt wenn man die Augen aufgemacht hat.
Zukunftsperspektive
Weitermachen :)