Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Montag, 12. September 2011

Gender-Studies auf dem Kinderspielplatz

Am Wochenende hätte ich nur zu leicht eine Mini-Studie über die Kindern von ihren Eltern und Großeltern (usw.) zugeschriebenen Rollen anfertigen können. Ich habe bisher nie so explizit darauf geachtet, aber Samstag befand ich mich mit meinem Freund und seiner kleinen Schwester Salome (6) auf einem recht großen Spielplatz, der sich dank des schönen Wetter eines großen Publikums erfreute und kam dort wirklich ins Grübeln.

Salome hat neben ihrer Leidenschaft zu Prinzessin Lilyfee und quietschbunten Süßigkeiten, die im besten Fall die Zunge grün, blau oder rot einfärben, auch noch einen recht ausgeprägten Hang zu Piraten und Rittern. Außerdem will sie die Haare genau so geschnitten haben, wie ihr Bruder (9) und trägt auch gerne mal seine Klamotten. Samstag war das ein etwas zu großes Ritter T-Shirt und eine farblich dazu passende kurze Hose, genau so wie ziemlich "unkitschige" oder "unmädchenhafte" Sandalen. Farbpalette des gesamten Outfits: Grau-beige-braun-hellblau-grün. Dazu eine richtige "Bubenfrisur".
Das deckte sich so gar nicht mit den anderen Mädchen auf dem Spielplatz. Die meisten Mädchen in einem ähnlichen Alter trugen lange Haare, oft zu Zöpfen geflochten, niedliche Sommerkleider in weiß oder pastellfarben, meist mit Pünktchen oder Karos. Die Jungs trugen ihr Haar "natürlich" kurz, die meisten von ihnen hatten kurze Jeans- oder Cargohosen an, teilweise keine T-Shirts und wenn doch, dann mit sportlichen Motiven, oder Trikots von erfolgreichen Fußballern. 
Das war nicht das einzig auffällige. Was mich fast noch mehr störte als die Kleidung war die Art und Weise, wie die Kinder betreut wurden. Während die Jungs zum größten Teil völlig unbeobachtet, oder zumindest nur aus der Ferne im Auge behalten wurden, wild herumtobten und kletterten, so stand neben jeden Grüppchen Mädchen immer mindestens ein Vater oder eine Mutter dabei und beobachtete akribisch jede Bewegung, jeden Sprung und jeden Handgriff den ihre Kinder machten. Nicht selten begleitet von Sätzen "XX, pass auf!", "Geht lieber runter, das ist zu hoch." und so weiter.

Da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Salome einen Satz zu hören bekam, der sie in letzter Zeit wohl zu verfolgen scheint. Als Mädchen mit kurzen Haaren, Jungsklamotten und total selbstständig auf der Kletteranlage war es nicht überraschend, dass ein Vater zu einer Gruppe von Mädchen sagte "Lasst den Jungen mal an euch vorbei."
Sie antwortete prompt "Ich bin kein Junge, ich bin ein Mädchen!", der Mann errötete, nuschelte etwas in sich hinein und das wars. 
Mein Freund meint, es sei nicht das erste Mal, dass ihr das passiere. Und ich denke die Situation macht eines ganz deutlich: Gerade bei Kindern "brauchen" wir kulturell als weiblich oder männlich bestimmte Merkmale wie Kleidung, Haarschnitt, Accessoires, Hobbys etc. um Kindern ein Geschlecht zuordnen zu können. Wohlgemerkt nur eins von zweien: Junge oder Mädchen. Würden alle Kinder die gleiche Frisur, sowie geschlechterneutrale Kleidung tragen, könnte kaum noch jemand auf Anhieb sagen, wer jetzt ein Mädchen oder ein Junge sei. Und vielleicht würde man sie dann auch nicht in in Rollen stecken und den Jungs Bagger und den Mädchen Barbies schenken.
An solchen Tagen ist es mir noch unvorstellbarer als sonst, dass tatsächlich so viele Leute glauben, Geschlecht sei in keinster Weise  sozial oder kulturell determiniert, sondern rein biologisch vorherbestimmt und nur in zwei Kategorien zu fassen, die kaum Schnittstellen haben. Sätze wie "Das gehört sich nicht für ein Mädchen." und "Ein echter Indianer kennt keinen Schmerz." genau so wie Tage wie dieser zeigen mir ganz deutlich, dass da sehr wohl eine solche Determination besteht. Kinder eignen sich gewisse Muster dann natürlich sogar gerne an, weil sie ihnen das Leben erheblich vereinfachen. Ich habe so einige Wendys in meinem Leben gelesen, obwohl mich Pferde nie besonders interessiert haben, aber irgendwie sind ständig alle davon ausgegangen, also gab ich nach. Ich wollte ja kein  freakiges Außenseiterkind sein.


Was mich freut: Salome ist nicht annähernd so schüchtern wie ich damals, sie kommt nicht im Traum darauf sich die Haare wieder wachsen zu lassen und niemand schreibt ihr vor, ob sie das blaue oder das rosa-farbene T-Shirt anzuziehen hat.

32 Kommentare:

  1. Das erinnert mich daran, dass ich mir irgendwann in der 4. Klasse die Haare komplett abgeschnitten habe und für Leute die mich nicht kannten dann vermutlich wirklich aussah wie ein Junge...Deswegen wurde ich am ersten Tag auf dem Gymnasium auch von den Mädels in der Umkleidekabine angezetert, die Jungen Umkleide sei nebenan :D Das war echt ein super Start :D

    Eigentlich fand ich die kurzen Haare ganz toll und sie standen mir zu dem Zeitpunkt und mit meinen blonden Haaren auch wirklich, aber die Reaktionen der anderen haben mich dann doch wieder dazu gebracht, die Haare wachsen zu lassen...In dem Alter sind ja viele Kinder noch so unsicher und wenn die anderen die Frisur doof finden, weil man als Mädchen so eben nicht rumläuft, dann traut man sich eben auch nicht mehr, die Haare so zu lassen - jedenfalls ging es mir so.

    Ansonsten war ich glaube ich auch nie so ein ganz typisches Girly-Girl. Barbies und Puppen hatte ich nur wenige und habe kaum damit gespielt. Stofftiere und Playmobil habe ich dafür geliebt. Meine Lieblingsfarben waren glaube ich auch jahrelang blau und rot - mit rosa oder pink konnte ich nie viel anfangen...Ich bin aber auch echt froh drum, dass meine Eltern mich in der Hinsicht nie in irgendeine Ecke gedrängt haben, sondern mich eigentlich immer so haben machen lassen, wie ich wollte :D

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  2. Ich habe ja eineiige Zwillinge und lustigerweise eine Kopie von Prinzessin Lillifee und einmal die Piratenvariante.
    Inzwischen auf eigenen Wunsch allerdings beide mit langen Haaren, weil sie so ungern zum Frisör gehen.

    Ich hätte jetzt auch gedacht, das wäre mehr Prägung oder so. Aber das hat sich einfach so entwickelt.

    Aber die Spielplatz-Aufseher-Kreisch-Mütter finde ich auch schlimm. Wie soll ein Kind da selbstbewusst werden? Blaue Flecken und Schrammen gehören halt dazu und ich muss sagen, sie haben schon ein echt gutes Gefühl dafür, was sie können und was nicht.

    Obwohl ich schon krass finde, dass es im Moment eigentlich fast nur noch rosa, pink und lila zu kaufen gibt. Die Auswahl an anderen Farben ist echt begrenzt, wenn nicht sogar gar nicht vorhanden.

    Lieben Gruß
    Kris

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  3. Ich beobachte das auch sehr stark in den letzten Jahren bei den Kindern, die Geschlechter sind sehr klar abgegrenzt. Das kann von den Eltern ausgehen, aber auch von den Kindern selber, Gruppenzwang und so. Deswegen freue ich mich immer wie ein Schneekönig, wenn ich ein jungenhaftes Mädchen sehe. Weil es das eben nur noch so selten gibt. Ich war auch so eins. Kurze Haare, keine mädchenhaften Klamotten, Jungsspiele zusammen mit Jungs gespielt. Weinerliche Rosa-Mädchen fand ich damals schon albern. Ich wurde sogar in der Pubertät noch manchmal mit "Junger Mann" angesprochen, meistens von älteren Leuten. Weil die ja davon ausgehen kurze Haare = Junge, gell... Logisch. Naja, heute bin ich immernoch eher neutral als weiblich, männlich aber auch nicht. Und sogar heute noch passiert es mir, dass ich nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden kann. Neulich erst wieder war sich eine alte Dame nicht sicher, was ich denn nun bin, sie sah mich nur von der Seite und ich hatte die (nebenbeibemerkt langen) Haare zusammengebunden zu so einem Bobbel. Sehr männlich. :D Ich hoffe, dass es irgendwann eine Gesellschaft gibt, der es einfach egal ist, welches Geschlecht man hat. Denn das ist es, egal.

    LG,
    Monster

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  4. Da scheinen wir ja alle ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben!
    Wichtig ist mir einfach, dass es nicht immer dieses entweder-oder ist. Ich habe auch gerne mit "Mädchenspielzeug" gespielt, aber eben nicht ausschließlich. Genau so kenne ich Jungs, bei denen das der Fall war/ist. Heute scheint sich das aber immer mehr in zwei entgegengesetzte Pole zu entwickeln.

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  5. Erinnert mich an die Zeit, als ich in der Buchhandlung gearbeitet habe, und meine Empfehlungen für Kinderbücher, die als Geschenk gedacht waren, oft mit den Worten abgelehnt wurden: "Nein, es ist doch ein Mädchen/ein Bub.", nur wenn das Klischee grade mal nicht gepasst hat. Grrrrr!

    Und ich glaube, auch wenn man sich dessen bewusst ist und versucht, in diese klassischen Fallen nicht zu tappen, passieren einem unbewusst die einen oder anderen Faux pas. Darum möchte ich das Geschlecht meines (potentiellen) Kindes vor der Geburt nicht wissen - so präge ich es zumindest ganz sicher nicht schon, bevor es überhaupt geboren ist. ;D

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  6. Die Beobachtungen kommen mir bekannt vor. Das mit der rosa Klamotten-Diktatur war vor zehn, zwanzig Jahren definitiv nicht so extrem. Man bekommt ja fast keine Kindersachen in geschlechtsneutralen Farben mehr.

    Meine Beobachtungen der letzten Tagen in der U-Bahn: Ein Vater nannte seinen Sohn 'Weichei', weil er jammerte, als ihn sein Bruder heftig boxte. Der Vater sah eher nach Germanist als nach Maurer aus. Ich fand die Wortwahl ziemlich heftig.
    Eine Mutter schnauzte ein wenige Monate altes Baby mehrfach an, es solle nicht so 'zickig' sein, weil es offensichtlich Schmerzen beim Zahnen hatte (weiß allerdings nicht, ob es ein Mädchen oder Junge war).
    'Zicke' und 'Weichei'... fragwürdig, ob man so Kinder zu Menschen erzieht, die sich wohl in ihrer Haut fühlen.

    Mir scheint, es gibt auch Kulturen, wo das noch rigider ist. Ich habe als Tagesmutter erlebt, wie eine koreanische Mutter einen wirklich beängstigenden, halbstündigen Tobsuchtsanfall bekommen hat (vor dem Kind), weil ihr 8-jähriger Sohn mit seinem besten Freund mit Plüschtieren gespielt hat.

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  7. ich muss ja sagen...mir passiert das heute noch. ich habe ja fast keine haare / rasiere sie mir jeden 2. oder 3. tag, und ganz oft werde ich angesprochen ob ich denn die haare mit absicht so kurz hätte - als frau! hallo? ich dachte schon daran, mir ein shirt bedrucken zu lassen mit irgendeinem passenden spruch - aber lesen tun ja die menschen auch nicht mehr.

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  8. Meine Tochter ist auch eher eine "Räuber"-Tochter, als eine Prinzessin. Allerdings finde ich es manchmal tatsächlich schwierig, da sie liebend gerne "coole" Sachen trägt, wie Spiderman-Kappen und Turnschuhe und dafür aber so ganz und gar nicht mal in ein Kleid möchte. Natürlich sticht sie bei den Mädchen im Kindergarten, die mit ihren niedlichen Zöpfchen und Sommerkleidchen herumrennen heraus. Andererseits würde eine Prinzessin so gar nicht zu uns passen und ich wüsste nicht einmal was ich morgens machen müsste um sie wie eine Prinzessin aufzubrezeln :-). Da ich selbst wenig mit Klamotten am Hut habe und in einem "Männer"beruf arbeite, rechne ich damit, dass es bei ihr genauso wird. Mir geht es gut dabei. Mal sehen, was der Sohn dann so anstellt *gg*.
    LG! -jwoj-

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  9. Meine Tochter ist eine Piratin, sie ist 8. Inzwischen trägt sie auch mal Mädchenklamotten. Aber sie interessiert sich nicht sonderlich dafür, sie trägt (meistens), was ich kaufe. Mädchensachen sind oft kurz und eng, sehr unpraktisch.

    Ihre Haare sind kurz, weil die langen Haare sie beim Toben stören (ein wunderbarer 20er Jahre-Bob übrigens). Die Mädchen in ihrem Jahrgang haben fast alle langes Haar, aber aufgebrezelt ist keine. Dafür gibt es auch sehr viele Jungs mit langen Haaren. Unser Gast gestern, ein Junge, klein mit langen blonden Haaren und feinen Gesichtszügen, sieht aus wie das Klischee eines weiblichen Engelchens.

    Bisweilen kam das Kinde mit seltsamen Theorien heim. Was Mädchen oder Jungs dürfen oder nicht dürfen. Oder Männer können und Frauen nicht, oder umgekehrt. Da muß man halt das Bild geraderücken.

    Freunde von uns haben eine Tochter im selben Alter wie unsere und einen drei Jahre jüngeren Sohn. Nun gut, ich hätte dem Sohn keine rosa Rüschensächelchen angezogen (der Tochter auch nicht!), aber rosa Bodies sollten doch wohl kein Problem sein. Nein, es wurden Jungsbodies gekauft. Sie hat ein rosa Zimmer, er ein blaues. Der Vater beschwerte sich mal über seine zickige Tochter (sowas würde ich nie tun) und ich konnte ihm nur entgegnen, daß man bekommt, was man verdient. Also wirklich, erst den Kindern ein völlig absurdes Rollenverhalten anerziehen und sich dann auch noch beschweren. Da war er stumm.

    Ich bin übrigens Jahrgang 1962, ich habe kein Kettcar bekommen, weil ich ein Mädchen war. Und zur Einschulung bekamen die Jungs coole Kappen und wir Mädchen olle Kopftücher. Bei der Ausbildungsplatzsuche hat man dann auch schon mal gehört, daß nicht so gern Mädchen genommen werden, weil die ja eh heiraten und weggehen.

    Grüße
    Ute

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  10. Ich hatte als Kind Phasen. Als Kleinkind bis ca. Grundschule war ich schon mädchenhaft und trug gerne Kleider etc. Dann mit 10,12 hatte ich viele Jungs als Freunde, mit denen ich Fußball gespielt und Baumhäuser gebaut habe, da waren mir Kleidchen peinlich und ich wollte damals ein Zimmer komplett in blau (meine Mutter hätte mir gerne ein rosa/weißes Mädchenzimmer ermöglicht). Damals fand ich Prinzessinnengehabe uncool und peinlich. Mir waren diese typischen Girly Girls, die nur Make Up, Jungs usw. im Kopf hatten unsympatisch. Das machte mich zwar zum Außenseiter, aber heute bin ich froh darüber. Erst vor zwei Jahren entdeckte ich beispielsweise Kleider für mich wieder.
    Meinen Barbies habe ich damals die Haare abgeschnitten :-) Meine Eltern haben mich nie eingeschränkt in der Wahl meiner Spielsachen, ich hatte auch Matchboxautos, Legosteine, Dinos etc.

    Mein bester Kumpel hat beispielsweise sehr weibliche, weiche Gesichtszüge und schulterlange Haare. Oft wird er für ein Mädchen gehalten, eigentlich fast immer. Oft tut er mir deswegen Leid, wenn z.B. beim Essen die Bedienung danach fragt "Was die Damen denn gern hätten?!".

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  11. Ich finde es wichtig, dass die Kinder sich frei entfalten können. Mein Sohn (5 Jahre) spielt zwar lieber mit Autos, hat aber sehr viele Mädels als Freunde, eine pinke Zahnbürste, eine Puppe die er heiss und innig liebt und mag es lackierte Nägel zu tragen.
    Leider ist es manchmal ehrlich anstrengend, diese Dinge Dritten gegenüber "verteidigen" zu müssen. Viele verstehen nicht, warum man solchen "Mädelskram" nicht unterbindet...

    Ich weiss aber noch wie es bei mir selbst früher war und finde es daher wirklich wichtig, ihn so sein zu lassen, wie er es möchte.
    Selbst immer mit niedlichen Kleidchen und Zöpfchen ausgestattet, habe ich mich mit Jungs gekloppt und Regenwürmer gesammelt...^^

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  12. oh ja, sobald sohnemann mal was rotes oder rot-lastiges anhat, gehen alle davon aus, dass er ein mädchen ist.
    pervers.

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  13. Hallo,

    aus deinem Artikel entnehme ich, dass du der Meinung bist, dass es nicht okay sei, wenn ein Mädchen lieber eine kurze Frisur und ein Junge gerne lange Haare trägt. Damals dachte man oft, ich sei ein Mädchen, weil ich mit 10 mit langen (länger als schulterlang) Haaren lebte und mich so einfach wohl fühlte. Jetzt habe ich kurze Haare. In dem Alter ist es doch völlig egal, ob man lieber Kleidung aus der Jungen- oder Kleidung aus der Mädchenabteilung trägt. Auch mit 40 kann man sich meinetwegen noch mit Damen- bzw. Herrenkleidung einkleiden - wieso denn auch nicht? Diese Erwachsenen fühlen sich dann wohl im falschen Körper geboren.. und das nehme ich so an wie ich auch Schwule und Lesben annehme.. aber hier gehts ja um Kinder.

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    1. Man kann als Frau Männersachen tragen und gleichzeitig den eigenen Körper mögen. Oder umgekehrt. Das Eine hat nichts mit dem Anderen zu tun.

      Und die Autorin prangert die Rollenklischees an. Das hast Du wohl sehr falsch verstanden.

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  14. Sorry, da hast du mich völlig falsch verstanden. Was ich nicht okay finde ist, wenn man Kinder in Rollen presst : "Mädchen" oder "Junge". Wenn ein Kind weiblich geboren wird und von da an damit aufwächst, dass es niedlich sein muss, sich immer benehmen und fleißig sein muss. Ein Kind das als Junge geboren wird, Ballerspielzeug geschenkt bekommt, der wilde Rabauke sein darf/muss und so weiter.

    Ich dachte eigentlich, dass sei zu verstehen?

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  15. finde es toll, wie gut du beobachtest. als gendertheoretikerin mit jetzt auch noch eigenem kind (ein junge) - 6 monate - bin ich jetzt schon fasziniert, was so abgeht. inzwischen nehm ich einiges aber gelassener hin...freue mich über weitere berichte zu diesen themen !

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  16. Wie passend kam heute bei RTL Punkt 12 ein rosaroter Beitrag zur Faszination der Prinzessin Lillifee, in dem zwei aufgerüschte Mädchen zu sehen waren, ganz in pink/weißem Tüll etc. Dann eine kurze Bemerkung a la "Aber auch Jungs können sich den Film gerne ansehen!"...im Beitrag waren aber keine Jungs zu sehen. ^^

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  17. @ Melanie, freut mich das von jemandem zu hören, der weiß wovon er spricht :)

    @ Saskia, das Thema ist wirklich überall! gestern habe ich mich noch über Dieter Nuhr aufgeregt, der unter Anderem darüber meckerte, die Männer würden heutzutage verweichlichen, weil sie im Kindergarten, Schule etc. nur von Frauen erzogen werden würden und so zu Vegetariern ( = Weicheiern, meine Interpretation) werden. Das war zwar im "Satire Gipfel", aber naja...
    Auch heute ist mir das schon wieder zwei mal im Fernsehen begegnet. (Ich sollte den auch einfach ausschalten, Vokabeln lassen sich eh besser ohne so einen Quatsch lernen^^)

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  18. Wir haben ja Lillifee gesehen und da waren defintiv keine Jungs, dafür ein etwa 8 Jahre altes Mädchen mit goldfarbenen Hackenschuhen, einer Leoparadenleggings, einer Leopardenjacke, einer rosa Disney Princess Jacke und einem engen rosa Top. Ich bin ja echt selten sprachlos, aber da fehlten mir die Worte.

    Und was Bellana schreibt, nervt mich übrigens auch.
    Mädchensachen sind eng und kurz und sie gehen extrem schnell kaputt.
    Ich frag mich für wen die geschnitten sind, aber meistens sind sie für meine Mädels hauteng und wenn ich keine Tunika kaufe, sind sie eher Bauchfrei. Sie sind gerade mal 113 cm groß und ich kaufe schon 122.
    Und mit so einer Leggings einmal vom Skateboard geknallt, ist sie schon kaputt. Ich weiß gar nicht, wie viele Hello Kitty Flicken ich schonaufgenäht habe.
    Irgendwie unpraktisch, wenn das Verhalten der Kinder sich nicht mit dem Klamottengeschmack deckt.

    Lieben Gruß
    Kris

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  19. Ich glaube schon, dass viele der Unterschiede im Spielverhalten biologische Hintergründe haben. Spielen ist ja schließlich eine Vorbereitung auf die Erwachsenenwelt.
    Habe gerade einen Artikel dazu geschrieben, der ja vielleicht auch für euch interessant ist
    http://allesevolution.wordpress.com/2011/09/17/lebensphasen-und-geschlecht/

    Und auch das Verhalten der Eltern kann auf den Eigenarten der Geschlechter beruhen. Wenn Jungen etwas mutiger wären, dann würde man sie auch eher alleine spielen lassen als ein Mädchen, dass evtl signalisiert, dass es lieber einen Elternteil dabei hat

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  20. Wenn das Verhalten der Eltern Einfluss auf die Kinder hat, dann sind wir uns doch einig oder? Das ist ja eindeutig nicht biologisch, sondern sozial/kulturell determiniert.
    Und woher kommt es, dass Mädchen oft nicht so mutig sind? Liegt es in ihrem Blut, oder erzieht man sie von Beginn an zur Vorsicht, während Jungs eben "Rabauken" sind?

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  21. @DaniSojasahne

    Ich meinte eher, dass das Verhalten der Kinder Einfluss auf die Eltern hat. Sie benehmen sich so, weil die Kinder verschieden sind.
    Woher es kommt? Es könnte tatsächlich "in ihrem Blut" liegen. Testosteron steigert das Selbstvertrauen und macht mutiger und Jungs haben eben mehr Testosteron als Mädchen. Was nicht immer nur gut für die Jungs ist, es führt eben auch zu riskanten Verhalten und Überschätzung.

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  22. Ich kenne einfach zu viele Kinder/Mädchen, bei denen das eben nicht so ist. Meine Schwester war zum Beispiel auch "so ein Fall", ich war zwar kein Rabauke, wollte aber immer alleine sein usw.
    Wenn ich mir die Kinder in meinem Umfeld mal so ansehe, ist diese Testosteron-Theorie einfach nicht haltbar.

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  23. Wird Testosteron nicht erst in der Pubertät gebildet? Oder liege ich jetzt total daneben? :D

    LG,
    Monster

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    1. Es wird bereits im Mutterleib gebildet. Wer dort mehr Testosteron abbekommen hat, hat z.B. einen längeren Ringfinger (deutlich länger als der Zeigefinger) und ist oft begabter in Mathe und Naturwissenschaften. Das gibt es aber auch bei Mädchen!

      Beides spielt eine Rolle: Gene und Erziehung. Man kann versuchen, die Wirkung der Gene/Hormone zu verstärken oder auch ihnen entgegen zu wirken. Aber man muss sich überlegen, was man eigentlich will.
      Ein Mädchen in ein rosa Kleid stecken und ihm dann verbieten, auf Bäume zu klettern, weil ja jemand unter den Rock schauen könnte und das Kleid außerdem dreckig wird, aber dann meckern, wenn das Kind zickig und weinerlich ist, das ist so ungerecht den Kindern gegenüber.

      Auf dem Spielplatz wird geklettert, gerutscht, geschaukelt und im Sand gespielt. Da sollte die Kleidung praktisch sein. Kleider kann man zum Playdate anziehen, wenn die Kinder in der Wohnung Memory, Puppen oder Malefiz spielen.

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  24. @DaniSojasahne

    Es geht ja um eine Betrachtung im Schnitt der Kinder, nicht um den Einzelfall. Die Verteilung innerhalb des Geschlechts ist ja nicht immer gleich und auch andere Faktoren spielen sicherlich mit rein. Aber es kann eben auch ein Faktor sein, der die Beobachtungen genauso erklärt. Das Mädchen ängstlicher sind als Jungen (immer nur im Schnitt) zeigen Studien denke ich schon.

    @Anonym
    Nein, es wird auch vorher gebildet. Bei der Geburt ist er bei Jungen etwa so hoch wie bei einem 12 Jährigen, dann sinkt er auf ein niedriges Niveau, ab vier Jahren verdoppelt er sich von diesem ausgehend wieder und steigt dann natürlich in der Pubertät wieder stark.

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    1. Es gibt eine Studie an Krabbelkindern, die einen Hügel hinunterkrabbeln, der nach unten hin immer stärker gekrümmt ist. Die Jungen geben hier deutlich früher auf, während die Mädchen mutiger sind und weiter krabbeln.

      Gene und Hormone bewirken zwar viel, aber letztendlich entscheidet doch die Erziehung das Ausmaß. Es gibt auch eine Studie mit Erwachsenen, denen ein Baby erst in Mädchensachen gezeigt wird. Alle sagen, wie zart, niedlich und süß das Kind ist. Dann wird dasselbe Baby in Jungensachen gekleidet, den Leuten wieder gezeigt und alle sagen, wie frech, stark, aufmerksam und durchsetzungsfähig der "Junge" ist. Wenn man von Geburt an solche Kommentare hört, wird man deutlich geprägt.

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  25. Gut, ich gestehe, da kenn eich mich nicht aus, ich muss auf die mir bekannten Einzelfälle zurückgreifen. Aber meinst du nicht, dass es von Seiten der Eltern sinnvoller wäre, gegen die "Schwächen" der Kinder zu arbeiten? Das heißt, sie in solchen Situationen entweder zu ermutigen oder zur Vernunft zu rufen? Alles andere treibt die Ungleichheit an wie eine Schere.
    Und was andere Dinge, z.B. schulische Schwächen betrifft, wird das doch auch so gemacht. Ich drücke das jetzt absichtlich plakativ aus, damit das Prinzip deutlich wird. Nehmen wir an, wir haben ein Kind, welches sprachbegabt ist, gerne liest, aber sehr schlecht in Mathe ist. Das wird zwar auch in seinen Stärken mit Lob und vielleicht Büchern als Geburtstagsgeschenk unterstützt, trotzdem ermutigen die Eltern es im besten Falle doch, sich aufgeschlossen mit seinen Schwächen auseinander zu setzen. (Wenn man mal davon absieht, dass man irgendwann Mut zur Lücke haben sollte.)
    Fördern und Fordern heißt das Prinzip und das gilt auch für vermeintlich hormongesteuerte Eigenschaften oder Verhaltensweisen.

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    1. Ich finde man sollte Stärken fördern, aber die Schwächen nicht ignorieren, sondern stattdessen im Alltag immer wieder zeigen, wann z.B. Mathe wichtig ist und einfach immer kleine Aufgaben und Spiele einbauen. Man kann z.B. auf dem Nachhauseweg die Hausnummern anschauen und sagen: "Hier ist Nummer 12. Welche Hausnummer hat unser Haus? Richtig, die 18. Wie viele Nummern liegen dazwischen?" Erst rechnen, dann beim Laufen die Häuser abzählen, das macht Spaß und der Weg ist nicht so langweilig. Genauso kann man die Pflanzen in den Gärten benennen oder die Farben der Autos oder deren Fabrikate. Das Ganze ist nur schwierig bei Kindern, die überall hin mit dem Auto gefahren werden, während Mama gleichzeitig am Handy telefoniert.
      Aber auch zuhause kann man solche Spiele machen, z.B. beim Wäscheaufhängen die Kleidungsstücke zählen oder die Socken und rechnen, wie viele Paare das dann sind. Oder wie viele Wäscheklammern man braucht, welche Farben sie haben. Oder beim Backen erklären, welche Aufgabe die einzelnen Zutaten haben. Da lernt man gleich noch etwas Chemie nebenher und hat dann in der Schule keine Angst mehr vor solchen Fächern.

      Also nicht "entweder oder", sondern "sowohl als auch"!

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  26. Hallo,
    Was mir bei diesem Thema immer wieder auffällt ist folgendes:
    Wenn Mädchen sich (auch) jungenhaft verhalten, wird das von vielen als toll und erstrebenswert dargestellt. Übrigens auch im Erwachsenenalter, also wenn Frauen sog. "Männerberufe" ergreifen und sich "männliches" Verhalten aneignen (was aber meist nur bedeutet, daß sie weibliches ablegen, was meiner Ansicht nach ein Verlust ist).

    Wenn aber jetzt Jungs sich (auch) mädchenhaft verhalten, also z.B. beim Spielen gerne auch einen Elternteil dabei haben wollen, eben mal nicht "stark" sind, sondern auch (wie es oft genannt wird) "weinerlich", rosa/pink mögen, "Mädchenspielsachen" mögen etc., dann wird das nur selten als toll und erstrebenswert gesehen.

    Ich denke mal, daß viele der Eltern, die ersteres unterstützen, bei Jungs, die sich "mädchenhaft" verhalten, gleich mit "das geht ja mal gar nicht" kommen würden oder aus Angst davor, daß er mal "schwul" wird, das unterbinden würden (warum eigentlich?).

    Warum ist das so?
    Warum ist alles Männliche erstrebenswert und alles Weibliche nicht?

    Hier liegt meines Erachtens der Grund für vieles, was Geschlechterprobleme ausmacht.

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  27. Weil weiblich mit schwach gleichgesetzt wird und wer will schon schwach sein... Ist leider so.

    LG,
    Monster

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  28. Ein sehr schöner Text, vielen Dank!
    Ich habe Dein Blog erst heute entdeckt und schon so viel Kluges darin gelesen.

    Die Menschen wollen es sich leider einfach machen.
    Mädchen = lange Haare = spielt nur mit Puppen
    ist so eine typische Vereinfachung. Aber das ist genauso dumm, als wenn man von der Farbe des Pullovers auf die Lieblingsmusik, das Lieblingsessen oder den Lieblingsautor schließen wollte.

    Ich bin eine Frau, die als Kind immer gern lange Haare und Kleider trug, gern geklettert ist und am liebsten mit Autos, Bauklötzen und Eisenbahnen gespielt hat. Ich bin Maschinenbau-Ingenieurin und derzeit als Hausfrau und Mutter in Vollzeit tätig, nähe, stricke und koche gern. Widersprüche? Nö! Ich bin halt vielseitig.

    Ganz liebe Grüße,
    Henriette

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