Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Sonntag, 23. Januar 2011

Rezension: Spiegel-Artikel über den Vegetarier-Gipfel






Dieser Artikel von Spiegel Online hat mich etwas nachdenklich gestimmt. Die Verfasserin scheint eine konkrete Forderung der Schriftsteller Jonathan Safran Foer (Tiere Essen) und Karen Duve (Anständig Essen, Ein Selbstversuch) zu vermissen. Beide sind sich einig, nicht mit aggressiver Moralkeule auf andere einzuhauen, da man so nur ein "Arschloch" (Foer) sei, erreichen tue man damit folglich sowieso nichts. Keiner von beiden will bekehren. Weiter wird kritisiert, dass kein wirklicher Austauch, keine Diskussion stattfand, da sich die zwei Autoren und auch das Publikum einfach so einig zu sein schienen.

Aber mal ehrlich, welcher überzeugte, regelmäßige Fleischesser geht schon auf den Vegetarier-Gipfel? Manchmal ist es ja auch schön, mit Gleichgesinnten zusammenzusein, anstatt für jeden Quatsch Rede und Antwort stehen zu müssen.
Klar ist es Populärliteratur und passt in den Zeitgeist, klar geht es fast "nur" um Vegetarismus. Aber ich finde gerade gut, dass die zwei nicht so moralapostelmäßig daherkommen, dass sie sich nicht als bessere Menschen darstellen und mit den Fingern auf andere zeigen. So würde ihnen erst recht niemand zuhören, der nicht eh schon der gleichen Meinung ist. Was hier passiert ist ein Aufmerksammachen und ein Appellieren an die eigene Vernunft. Man will nicht bekehren, man will überzeugen.

Genau so gestalte ich mein Leben, was dieses Thema betrifft eigentlich auch. Ich rede darüber, wenn man mich fragt, oder manchmal auch wenn ich etwas neues oder schockierendes erfahren habe. So, wie ich das auch mit anderen Themen mache, die mich interesieren. Aber ich würde niemals jemandem erklären, wie das Schnitzel erzeugt wurde, das in Rahmsauce auf seinem Teller liegt, oder ewig lange Monologe über Milch halten.
Zwei meiner besten Freundinnen haben sich, seit meiner Entscheidung vegan zu leben für den Vegetarismus entschieden. Allein weil die kurzen Antworten auf die "Warum"-Fragen sie zu selbstständigem Nachdenken und Recherchieren gebracht haben. Beide finden den Veganismus auch konsequenter, kennen die Argumente und bewerten sie positiv, fühlen sich aber im Moment erst mal etwas davon überfordert. Und das ist für mich natürlich völlig nachvollziehbar und okay.
Ich möchte niemandem mein Weltbild aufzwingen (auch wenn ich es selbstverständlich für richtig und eigentlich auch für dringend geboten halte). Ich möchte nur, dass Menschen in allen Lebenslagen Herz und Verstand einschalten. Und genau das scheint mir auch die "Strategie" von Foer und Duve zu sein und ich kann nichts Falsches daran sehen.

Video vom Vegetarier-Gipfel

3 Kommentare:

  1. ich hab manchmal fast den Eindruck, die Leute lesen Duves/Foers Buch um ihr Gewissen zu beruhigen. So nach dem Motto "das ist ja schlimm, da les ich erstmal ein buch drüber". Dann legt man das Buch weg und macht sich erstmal ein Wurstbrot. Man hat ja schließlich schon was getan indem man das Buch gelesen hat.
    Verdammt, was gibts da eigentlich noch drüber zu lesen was man nicht schon weiß? Fleischproduktion ist Tierquälerei und man kann problemlos ohne Fleisch leben. Mehr muss man nicht wissen um auf Fleisch zu verzichten!

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  2. Ach, ich finde schon, dass man aus den Büchern neue Dinge erfahren kann, vorausgesetzt, man hat sich vorher noch nicht damit beschäftigt. Wie bei allen anderen Dingen finden die meisten Menschen soetwas "interessant", sind aber nicht bereit daraus die Konsequenzen zu ziehen, bzw zumindest die Motivation, sich danach weiter mit dem Thema zu beschäftigen.
    Gerade Duve bietet ja sehr viel Identifikationspotential, indem sie sagt. dass sie das schon als Verzicht betrachtet und dieser ihr einfach schwer fällt, weil sie den Geschmack von Fleisch eben mag. Von da aus ist es nicht mehr schwer, sich die ein oder andere Currywurst zu genehmigen. Trotzdem finde ich es gut, dass sie so ehrlich und unverblümt ist und gleichzeitig appelliert sie ja daran, sich mit Hilfe von Vernunft über solche Dinge hinzuwegzusetzen.

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  3. Also ich dachte ja auch, ich weiss bereits alles über das Thema Fleischproduktion.... Aber ich muss gestehen, dass ich aus "Tiere essen" noch ziemlich viele schreckliche Sachen erfahren habe (wie besp. das "Klopfen" von Schweinen kannte ich vorher noch nicht)... Und im Buch steht auch, dass es durch einen Zufall (einer aus Versehen zuviel bestellten Menge an Küken) zur ersten Massentierhaltung von Hühnern kam... Also alles in allem schon sehr interessant...

    Und das Gute ist ja auch, dass diese beiden Bücher in der Bestseller-Liste stehen und so auch viele Fleischesser dazu greifen werden... Und Fleischesser wissen wahrscheinlich eh nicht so viel über die Fleischproduktion, denen werden aber dann rapide die Augen geöffnet....

    Hauptsache das Thema ist so oft wie möglich im Gespräch, und mit den Büchern ist es das auf jeden Fall....

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