Also das hier ist vegan und feministisch. Weil sonst alles scheiße ist.

Mittwoch, 30. März 2011

Alltag

Ich glaube so langsam aber sicher kehrt in mein veganes Leben der Alltag ein. Ich bin jetzt seit sechs Monaten zu Hause und seit drei Monaten "vollständig" vegan. 
Der anfängliche Enthusiasmus ist definitiv vorbei. Ich lese keine Bücher mehr zu dem Thema, ich stürze mich nicht mehr auf jeden Zeitungs- oder Online-Artikel und ich verschiebe auch nicht meine Lerngruppe, nur um mir eine Doku, Reportage oder ein Streitgespräch im Fernsehen anzuschauen. Egal ob gut oder schlecht gemacht, gehört habe ich das alles schonmal und die immer wiederkehrenden Gegenargumente hängen mir mittlerweile sowas von aus dem Hals heraus. Stattdessen recherchiere ich zu einzelnen Produkten (Dufdinger für das Bad, Waschmittel, Kosmetik und all den Kram, über den ich nie nachgedacht habe) und einfach ist das nicht gerade. 
Ich habe auch nicht mehr so viel Spaß daran, mit nicht-Veganern darüber zu reden. Obwohl mir selten mit Häme, dafür umso mehr mit Interesse begegnet wurde, war doch in der Regel die Reaktion eher ein frustrierendes "Oh man, ja das kann einen schon nachdenklich machen." Meine Schwester und meine zwei besten Freundinnen sind "dank mir" Vegetarier mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Tendenzen hin zum Veganismus geworden, mein Freund unterstützt mich total und kauft mir Kochbücher, mein Vater sorgt dafür, dass ich immer etwas zu Essen habe, wenn ich bei ihm bin usw. Das ist schonmal toll. Aber auf der anderen Seite sitzt meine Mutter, die meint die Sojamilch aus dem Kuchen herauszuschmecken (obwohl Hafermilch drin war) und überhaupt im Allgemeinen eine total unvegane Welt die mich umgibt und mich mehr und mehr nervt.
Ich koche auch nicht mehr jeden Tag etwas neues. Es gibt Produkte, die ich regelmäßig kaufe und gekocht wird das, was am wenigsten Arbeit macht. Sogar die Themen zum Bloggen gehen mir aus. Habe ich am Anfang jeden Tag mindestens ein Posting geschrieben, fällt mir jetzt nichts mehr ein. Alles schon gehört, alles schon gelesen.

Naja, das soll kein Klagelied sein, denn eigentlich läuft alles ganz gut. Ich fühle mich pudelwohl, was mich ärgert ist nur, dass ich es erst so spät gemacht habe. Meine einzige Hürde ist immer noch das Auswärtsessen. Ansonsten habe ich mich gut eingespielt, fast alle meine Freunde wissen bescheid und es gibt wenig Trara um mich, außerdem kann ich mich jetzt auch viel besser um Bücher und Artikel kümmern, die für die Uni zu gebrauchen sind. 
Nach drei bzw. sechs Monaten sind der Veganismus und ich fast wie ein altes Ehepaar und das gefällt mir eigentlich ganz gut.

12 Kommentare:

  1. Haha, was glaubst Du, wie es mir nach 3 Jahren geht. :D
    Und ich kenne eine, die seit 20 Jahren vegan ist...
    Mir ist das schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich unvegane Sachen in Läden schon gar nicht mehr wahrnehme. Das tut mir auch sehr gut, denn ich habe Überfluss schon immer anstrengend gefunden und bin schnell überfordert. Bin ich sogar jetzt manchmal noch, sogar als Veganer. :p Es gibt einfach soviele Lebensmittel, die ich essen könnte... Wie Omnis in Supermärkten nicht durchdrehen ist mir schleierhaft. :D

    LG,
    Monster

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  2. Mir geht es ähnlich wie Monster. Grade bei meinem berlin Trip habe ichs wieder gemerkt: Eine Speisekarte in einem veganen Restaurant, heißt: ich kann alles essen. ich freu mich da tagelang wie bolle drauf und sitze dann davor und denke: "Misst, WAS esse ich denn jetzt?" und finde es fast einfacher, in einem normalen Restaurant das einzige vegetarische Gericht so umzubestellen dass es vegan wird. :-)
    (Trotzdem hätte ich gerne in veganes Restaurant bei uns in der Stadt!)

    Es ist ansonsten aber tatsächlich so, dass ich deutlich weniger oft essen gehe als früher. Auch bei Lieferservices haben wir früher oft bestellt. Aber immer nur Salat oder labberige Pizza ohne Käse (da merkt man mal wie blöd das Lieferservicezeugs schmeckt, wenn die Fettschicht fehlt)? Auch öde.
    Also koche ich meistens selbst.
    Seit kurzem gehe ich allerdings einmal die Woche mit Kolegionnen in ein vegetarisches Restaurant mit Buffet (und alles was vegan ist ist extra als solches makiert), das ist toll und mein Wochenhighlight, da brauche ich auch keine anderen Restaurantbesuche mehr.

    Insbesondere dann, wenn ich schon länger nicht mehr mit anderen Nichtveganern über die verschiedenen Ernährungsgewohnheiten gesprochen habe und das Thema kommt dann wieder auf, finde ich es richtig krass, dass Leute nicht vegan essen. Ich kann mir das einfach gar nicht mehr vorstellen. Was die alles für Müll in sich reinschaufeln und vom Tierleid und Umweltproblemen mal ganz zu schweigen.
    Und dann noch Leute an denen einem was liegt, das macht das noch härter!
    Wenigstens ist mein Mann inzwischen Vegetarier/Veganer (isst auf der Arbeit vegetarisch).

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  3. Ich bin momentan noch sehr in der Ausprobier- und Informierphase, vor Allem, was Kosmetik und Lebensmittel angeht. Probiere auch gerne Rezepte aus (habe mir in Word 80 Seiten zusammenkopiert, also noch genug für die nächsten Wochen XD). Mich regt mittlerweile aber auch so manche schlecht gemachte Reportage auf, denn Vegetarier und Veganer werden immer mehr in Berichten zum Thema gemacht, aber ab und an auch einfach runtergemacht und man hört sogar dort einfach nur schlimme Vorurteile, die dann einfach so stehen gelassen werden. Ich hätte fast abgeschaltet bei so einem Stuss... Naja, so ist das ^^
    Mich lenkt das ganze Thema leider auch ziemlich von meiner Examensarbeit ab, ich muss mich schon zusammenreißen, dass ich mich nicht weiterhin Tag und Nacht nur über Veganismus informiere, da mich das Thema doch nach knapp 2 Monaten des Veganseins stark interessiert =) Liebe Grüße! Miri

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  4. "Insbesondere dann, wenn ich schon länger nicht mehr mit anderen Nichtveganern über die verschiedenen Ernährungsgewohnheiten gesprochen habe und das Thema kommt dann wieder auf, finde ich es richtig krass, dass Leute nicht vegan essen. Ich kann mir das einfach gar nicht mehr vorstellen. Was die alles für Müll in sich reinschaufeln und vom Tierleid und Umweltproblemen mal ganz zu schweigen.
    Und dann noch Leute an denen einem was liegt, das macht das noch härter!" JA! Das denke ich mir auch des Öfteren...

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  5. Haha, genau so geht es mir auch! Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen mal Kuhmilch oder so zu trinken, das finde ich total abwegig^^ Und es ist schockierend, wie viele Leute immer noch schlecht informiert sind. Wenn man sich tagtäglich mit Veganismus beschäftig, vergisst man leicht, das andere das ja nicht machen...

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  6. Ich lebe jetzt seit einem Jahr vegan (davor Vegetarierin) *jippie* und mir gehts ganz genau so. Leider bin ich in meinem familiären Umfeld und Freundeskreis ein Stern am dunklen Nachthimmel und bis auf wenige Ausnahmen (zwei! Freundinnen) treffe ich weiterhin auf Unverständnis - verschiedenen Ursprungs- oder auf verhöhnendes Schweigen. Oftmals bekomme ich zu hören: "Das ist nicht gesund, dass weißt du ja, ne?" UND DANN KÖNNTE ICH AUSRASTEN! Manchmal tu ichs, aber ich versuche mich zu beherrschen und ihnen zu erklären, dass sie einer medialen Lüge aufgesessen sind ...und sich ihr scheiß Halbwissen sonstwohin stecken können... Aber... es ist schwer - für beide Parteien ;/
    Ich ertappe mich dabei, wenn ich im Supermarkt oder sonstwo bin, dass ich Leute verurteile, obwohl ich ja selbst mal vor langer Zeit genau so handelte. Darf ich das also?
    Verachtung steht mir nicht, aber wenn ich den ganzen Müll auf dem Fließband sehe und mir dann auch den dazu gehörenden Fettarsch angucke, der sich gleich in eine spritfressende Karre plumpsen lässt... Das Schlimme ist doch, dass wenn ich "Fettarsch" aufklären würde, es ihm schlichtweg egal wäre. Ja, man darf nicht aufgeben, muss weiter ein besseres Vorbild sein und aufklären, aber es tut mir weh. Es tut weh und macht mich sehr, sehr wütend. Mit dieser Hilflosigkeit kann ich schlecht umgehen.

    Lisa

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  7. eigentlich isses doch positiv, dass vegan "normal" geworden ist. ich denke immer, eigentlich sollte es doch so sein, dass jeder veganer ist, und wenn sich einer ein schnitzel bestellt dann alle große augen machen und "wie, du isst fleisch???"
    mich interessiert vegan auch nach 3 jahren noch, allerdings hat auch meine diskussionsfreude deutlich nachgelassen. ich machs mir am liebsten einfach und rede nur mit leuten, die eine ähnliche meinung haben wie ich. wenns mir zu anstrengend wird, wechsel ich das thema.

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  8. @Lisa
    "Fettarsch" kauft bei uns überwiegend vegane Produkte: vegane Kartoffelchips, vegane Erdnussflips, Cola. Der im Verhältnis dazu unbedeutend geringe Rest an vegetarischen und fleischhaltigen Fertigfraßprodukten macht den Kohl auch nicht fett(er).

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  9. hey - ich denke auch dass das nur positiv zu bewerten ist, ich kann das gut nachvollziehen.
    meiner meinung nach ist es ein prozess, den man da durchläuft, wie bei jeder veränderung...der unterschied ist vielleicht, dass auf grund gewisser äußerlichkeiten die veränderung zum vegansein sehr bewusst geschieht, und sichtbar sowohl für einen selber als auch für andere. deshalb ist so eine euphorie-phase mit sicherheit ganz normal, und auch wichtig um den schritt zu vollziehen. ich fands schon immer klasse, wie du dein hadern, schwierigkeiten und widersprüchlichkeiten die dir im alltag begegnen umgehst und auch ganz ehrlich drüber schreibst.
    da ich mich beim vegansein im hinblick auf wolle, leder (wegen der beschaffenheit der materialien im hinblick auf nachhaltigkeit) und honig (wegen der zuckerablehnung) sehr schwer tue, werde ich mich wohl weiterhin damit beschäftigen (müssen), auch wenn ich manchmal froh wäre, wenn das ein ende hätte ( : grüße!

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  10. Schöner Beitrag. Ich wünschte ich wäre schon so weit. Denn dahingehend betrachte ich Routine als etwas durchaus Positives. Es erleichtert den Einkauf doch ungemein, wenn man nicht mehr alle Regale einzeln auf den Kopf stellen muss, so wie ich es teilweise noch mache (lebe erst seit 3 Wochen vegan, vorher 2 Monate vegetarisch). Und es ist auch gar nichts verwerfliches daran, sich seine Leibspeisen öfter zu kochen. Ich habe auch meine Gerichte, von denen ich weiß, dass sie mir vegan sehr gut gelingen. Die werden dann auch öfter gekocht. Natürlich probiere ich gern Neues aus. Aber eben nur, wenn ich mal Zeit habe für eventuelle Fehlschläge ;-)
    Ich bin gerade in der Infophase, lese die typischen Bücher, weil ich einfach Material brauche, um dummen Kommentaren niveauvoll und argumentativ schlüssig entgegen zu treten. Meine Freunde wissen es fast alle, meine Family auch. Es wird toleriert. Mehr nicht. Von Bekannten kommt oft "Das kann doch nicht gesund sein!" oder "Da kann man mit dir ja gar nicht mehr irgendwohin essen gehen!". Ganz toll neulich beim Angrillen (Ich: Gemüsespieße, Maiskolben und Tofubratwürtchen, alle anderen: Das Übliche)...da wurde sich dann demonstrativ anti verhalten "Mh..Steak..das schmeckt so lecker!"...ich habs ignoriert. Ich sage ja auch nicht "Ihh...ne Leiche!" oder knalle denen ungefragt Fakten an den Kopf.
    Ich praktiziere eigentlich ein Leben und Leben Lassen, aber manchmal fällt es schwer zu akzeptieren, dass die meisten Menschen in punkto Ernährung und Konsumverhalten furchtbar ignorant sind.

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  11. Hallo Mneme!

    Zu diesem Beitrag möchte ich auch gern etwas schreiben, da ich nachempfinden kann, wie es dir geht. Ich habe mittlerweile nach über fünf Jahren veganem Leben eine richtig gemütliche Routine entwickelt - und das finde ich toll :-). Es ist für mich einfach stinknormal, so zu leben und fällt mir schon gar nicht mehr groß auf. Nach wie vor fühlt es sich jedoch großartig an, vegan zu leben. Dieses Gefühl, dass das genau "mein Ding" ist, begleitet mich bei aller Routine also nach wie vor :-). Ich finde es zum Beispiel sehr entspannend, dass Familie und Bekannte längst wissen, wie ich lebe und esse. Vor allem meine Familie ist sehr aufgeschlossen und ernährt sich inzwischen selbst überwiegend vegetarisch, zum Teil sogar komplett vegetarisch mit veganen Tendenzen. Wenn der Kirschbienemann und ich zu Besuch kommen, gibt es immer vegane Speisen, gekocht wird bei meinen Eltern prinzipiell mit Sojasahne, statt Butter wird vegane Margarine verwendet usw. Es ist also eine wunderbare Normalität eingekehrt, zu der mein Vegansein einfach dazu gehört. Es gibt natürlich immer wieder Momente, wo ich neue Menschen treffe - aber soooo oft kommt das auch nicht vor. Und da ich in einem gestandenen Alter bin *hüstel*, in dem niemand mein veganes Leben für einen "Teenager-Spleen" halten könnte, bekomme ich auch verhältnismäßig wenig "merkwürdige" Gespräche aufgedrückt ;-).
    Insofern: Freue dich über deine vegane Routine. Und trotz aller Routine wird es immer wieder neue Dinge geben, über die du staunen, dich wundern, ärgern, freuen wirst (so wie ich neulich, als ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem veganen Restaurant zu Besuch war).

    Liebe Grüße,
    die Kirschbiene

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  12. Ich habe meine Antwort mal in einem eigenen Artikel verwurschtelt. :)
    http://pseudoerbse.wordpress.com/2011/03/31/alltag

    Liebe Grüße

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